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Ragnar Lodbrok – Der berühmte Wikinger

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Bild / Adobe Stock

Ragnar Lodbrok war ein legendärer Wikinger und König in Dänemark, der im frühen 9. Jahrhundert agiert haben soll. Er ist ein Held in der nordischen Vorzeitsagaliteratur (Fornaldarsaga, siehe auch Völsunga saga) und soll unter anderem Vater von Halfdan, Ivar und Ubba Ragnarsson gewesen sein. Die historische Existenz Ragnars ist in der Forschung jedoch umstritten.

Der historische Ragnar

Ragnar Lodbrok in der Schlangengrube. Aus Hugo Hamilton (1830): Teckningar ur Skandinaviens Äldre Historia.

Über den historischen Ragnar Lodbrok sind nur wenige Fakten bekannt; bereits seine Existenz ist keineswegs gesichert. Eventuell handelte es sich bei Ragnar und Lodbrok sogar um zwei verschiedene Personen, die nur in der späteren Überlieferung vermischt wurden.

Historisch gesichert für die in Frage kommende Zeit (1. Hälfte des 9. Jahrhunderts) ist ein Wikingerführer, der 845 Paris im Westfrankenreich überfiel. In fränkischen Quellen wird er namentlich als Reginheri erwähnt. Dieser griff 845 erfolgreich Paris an, bevor Karl der Kahle für den Abzug der Wikinger 7.000 Pfund Silber bezahlen musste. Dieser Wikingerführer wird oft mit Ragnar Lodbrok gleichgesetzt, doch diese Identifizierung ist in der Forschung teils umstritten. Reginheri dürfte jedoch wahrscheinlich den historischen Kern für die Figur des Ragnar Lodbrok in der späteren nordischen Sagaliteratur darstellen.

In frühmittelalterlichen Quellen finden sich noch andere Hinweise, wenngleich nicht alle glaubwürdig sind und gerade spätere nordische Quellen die Darstellung eher verzerren. In Rimberts Vita Anskarii wird auch ein gewisser Raginarius erwähnt, der vielleicht mit dem erwähnten Wikingeranführer identisch ist. Versuche, Ragnar mit einem Wikingeranführer gleichzusetzen, der in irischen Annalen erwähnt wird, sind problematischer. Wenn, dann muss dies vor 845 gewesen sein, denn den Annalen von Xanten zufolge verstarb Reginheri kurz nach dem Überfall von 845 und kann somit später nicht mehr in Irland aktiv gewesen sein.

In der Angelsächsischen Chronik und in irischen Annalen tritt Ivar Ragnarsson, angeblich ein Sohn Ragnars, als bedeutender Wikingerführer in Erscheinung. Vater und Sohn erscheinen in der nordischen Sagaliteratur als legendäre Heldengestalten. Allerdings ist es keineswegs sicher, dass Ivar und seine Brüder tatsächlich die Söhne eines historischen Ragnars waren.

Ragnar in der nordischen Überlieferung

Überblick

In der isländischen Ragnars saga lodbrokar erscheint Ragnar als Sohn vornehmer Abstammung aus Dänemark. Dort und bei Saxo Grammaticus (Buch 9 der Gesta Danorum) bedeutet der Beiname Lodbrok „Lodenhose“ und bezieht sich auf die Kleidung, die Ragnar beim Kampf mit einer Art Lindwurm angelegt hat, um sich vor den giftigen Bissen zu schützen. Er erschlägt den Lindwurm – bei Saxo zwei riesige Giftschlangen –, wodurch sein Ruhm zunimmt. Er wird schließlich selbst ein mächtiger König in Dänemark. Sowohl bei Saxo als auch in der Saga stirbt Ragnar in der Schlangengrube des northumbrischen Königs Ælle (Elli bzw. Hella).

Rory McTurk hat jedoch darauf hingewiesen, dass der Name Lodbrok sich vielleicht auf eine weibliche Person (Lodbroka) bezog und erst später irrigerweise auch auf einen historischen Ragnar (den oben erwähnten Wikingerführer) bezogen wurde. Ragnar Lodbrok wäre hiernach keine historisch existierende Person, sondern das Ergebnis einer Vermischung unterschiedlicher Erzählungen in der folgenden Überlieferung, was auch viele Widersprüchlichkeiten erklären würde.

Ragnars Frauen

Ragnar empfängt Kraka. Darstellung von August Malmström.

Bei Saxo Grammaticus heiratet Ragnar dreimal: zunächst Lathgertha, dann Thora und schließlich Suanlogha. Lathgerthas auffälligste Merkmale sind ihre kriegerischen Fähigkeiten und ihr prächtiges langes Haar. Sie ist Mutter des Sohnes Fridlevus, der keine große Rolle spielt, und zweier Töchter, deren Namen nicht genannt werden. Ragnar verlässt Lathgertha zugunsten von Thora.

Auch Ragnars Frau Suanlogha taucht nur in Saxos Version auf. Sie ist Ragnars dritte Frau nach Lathgertha und Thora, spielt nur eine geringe Rolle und wird nur zweimal erwähnt. Sie ist bei Saxo die Mutter von Regnaldus, Vithsercus und Ericus, die alle drei auch in der Saga vorkommen. Vielleicht besteht eine Verbindung zwischen Suanlogha und Ragnars Frau Aslaug, die bei Saxo nicht vorkommt. Ragnars Frau Thora tritt sowohl bei Saxo als auch in der Saga auf. Ihre Darstellung stimmt in beiden Versionen weitestgehend überein.

Aslaug mit dem Beinamen Kráka (isländisch „Krähe“) ist in der Ragnarssaga Ragnars zweite Frau nach Thora. Aslaug ist die eigentliche Hauptfigur der Ragnarssaga. In der Ragnarssaga wie auch der Völsunga saga ist sie Tochter des Drachentöters Sigurd (Sigurdh) und der Brynhild, wächst aber bei Heimir in Hlindalir auf. Sie wird von Ragnar schwanger und gebiert einen Knaben, der wie die Völsungen das Zeichen eines Lindwurms in den Augen (Schlange im Auge) trägt, weshalb er nach Aslaugs Vater den Namen Sigurd(h) erhält. So wusste jeder, dass Aslaug wirklich Sigurds und Brynhilds Tochter war.

Ragnars Söhne

König Ælles Sendboten vor Ragnar Lodbroks Söhnen. Gemälde von August Malmström aus dem Jahre 1857. Öl auf Leinwand, Norrköpings Kunstmuseum.

Agnarr (bei Saxo: Agnerus) ist der einzige Sohn, bei dem Saxo Grammaticus und die Ragnarsaga in Bezug auf die Mutter übereinstimmen. In beiden Fällen ist er der Sohn Thoras. In beiden Versionen fällt er im Kampf gegen den König Eysteinn (lat.: Ostenus), als er seinen Bruder Eirekr (lat. Ericus) rächen will.

Eirekr ist in der Saga der Sohn von Thora, bei Saxo der von Suanlogha.

Björn ist in der Saga der Sohn Aslaugs, bei Saxo der Suanloghas.

Sigurd Schlangenauge, dessen Beiname fälschlich als eine schlangenförmige Narbe um ein Auge herum interpretiert wurde, gemeint ist damit jedoch, dass er den durchdringenden Blick einer Schlange hatte. Dieser Blick ist ein Kennzeichen der Wölsungen, das Sigurd beispielsweise mit Aslaugs Halbschwester Svanhild teilt.

Ivar wird in der Saga als Sohn von Ragnar und Aslaug erwähnt. Er wird auch „beinlauss“ genannt, „knochenlos“ oder „beinlos“. Rory McTurk weist im Zusammenhang mit Ivars Beinamen darauf hin, dass dieser womöglich falsch interpretiert werde. „Knochenlos“ sei demnach in einigen norwegischen Erzählungen eine Bezeichnung für Wind, sodass damit Ivars Fähigkeiten als Navigator gemeint sein können.

Hvitserk wurde bei Saxo als Sohn Ragnars bezeichnet. Er herrschte über das Fürstentum Hellespont, wohl am Rigaer Meerbusen. Die Ragnars Saga loðbrókar nennt ihn als einen von vier Söhnen Ragnars und Aslaugs. Er soll nach dem Tod des Vaters über Reidagotland (Jütland) und Wendland (slawisches Gebiet) geherrscht haben.

Ubba und Halfdan werden als weitere Söhne Ragnars erwähnt.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ragnar Lodbrok aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

Stämme der Germanen – Die Sueben

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Suebische Krieger greifen Römische Legionen an.

Die Sueben waren eine Stammesgruppe germanischer Völker.

Suebenknoten am Kopf der Moorleiche von Osterby.
Bullenwächter, Osterby Man, CC BY-SA 3.0

Die Bezeichnung Sueben (lateinisch: Suebi, Suabi oder Suevi) bezieht sich auf eine germanische Stammesgruppe, die einst im Nordosten der Germania magna an der Ostsee bis zu den deutschen Mittelgebirgen lebte. In römischen Quellen wurde nach den Sueben die Ostsee als „Mare Suebicum“ benannt. Der antike Geograf Claudius Ptolemäus (* um 100, † um 175) lokalisierte in seiner Geographike Hyphegesis an der Stelle der heutigen Swine und Oder den Fluss Συήβος (Syebos, lat.: Suevus). Damit lässt sich der Stammesname Suebi passend zum ursprünglichen Siedlungsgebiet als „Oderleute“ deuten oder der Flussname Suevus als „Suebenfluss“.

Wie der Historiker Reinhard Wenskus dargelegt hat, prägten anfänglich Tradition und Erscheinung der Sueben die ethnografische Wahrnehmung und Beschreibung zahlreicher germanischer Stämme in der antiken Welt, bevor diese Dominanz auf die gotischen Stämme überging. Viele germanische Stämme legten Wert darauf, als suebisch betrachtet zu werden.

Etymologisch leitet sich vom Wort „Sueben“ der spätere Stammesname der Schwaben ab. Als suebisch bezeichnete Stämme waren zur Zeit Tacitus’ die Semnonen, Markomannen, Hermunduren, Quaden und Langobarden, manchmal werden auch die Angeln dazugezählt. Archäologisch lassen sie sich am ehesten in den Elbgermanen wiederfinden.

In den Quellen verliert sich die Spur der Sueben im 2. Jahrhundert, bevor ihr Name in späteren Quellen wieder auftaucht. Sie nahmen an der sogenannten Völkerwanderung teil und Teile von ihnen gelangten bis auf die Iberische Halbinsel.

Tacitus bezeugt in Germania, 39, dass die Semnonen als das Stammvolk der Sueben, vetustissimi Sueborum, galten.

Sueben bei Caesar

Caesar besiegte die unter Führung von Ariovist nach Gallien eingedrungenen Sueben im Jahr 58 v. Chr. in einer Schlacht am Rhein. In seinen Berichten begreift er als Sueben die östlich der Ubier und Sigambrer wohnenden Germanen und berichtet, dass sie 100 Gaue mit je 1000 streitbaren Männern gezählt, aber sich bei seinem Rheinübergang weit nach dem Wald Bacenis (die deutschen Mittelgebirge, die nach Caesar die Sueben von den Cheruskern trennten), zurückgezogen hätten. Diese Lokalisierung gilt aber als unsicher. Sie sollen keine festen Wohnsitze gehabt haben, sondern alljährlich zum Teil auf kriegerische Unternehmungen ausgezogen sein. Die Größe des suebischen Stammesverbandes ist wahrscheinlich in der Mehrzahl auf eine Selbstzuordnung anderer Stämme aufgrund des Kriegsruhmes der Sueben zurückzuführen. Cassius Dio berichtet jedenfalls, dass auch „viele andere Anspruch auf die Bezeichnung ‚Sueben‘ erheben“.

Allerdings gab es nach Ausweis der archäologischen Quellen am Main und nördlich davon durchaus feste Siedlungen, sogar keltische Oppida waren in diesem Gebiet noch kurz nach der germanischen Einwanderung besiedelt. Diese sogenannten Mainsueben, die 10/9 v. Chr. von Drusus unterworfen wurden, gehörten nach dem Fundgut zu einer Mischung des elbgermanischen und des rheinwesergermanischen Kulturkreises.

Neckarsueben

Nach Inschriftenfunden lebten in der Gegend von Lopodunum (heute Ladenburg) im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Herrschaft die Suebi Nicrenses, die Neckarsueben. Nach ihnen wurde die Civitas Ulpia Sueborum Nicretum in der Gegend von Ladenburg benannt. Es handelt sich wahrscheinlich um Reste, die nach der Vertreibung oder auch freiwilliger oder zwangsweiser Umsiedlung hier und in Diersheim zurückgeblieben waren. In der spätantiken Tabula Peutingeriana, einer römischen Straßenkarte, ist zwischen Alamannia und den Burcturi (=Brukterer) auch der Name Suevia eingetragen, der sich wahrscheinlich auf das Siedlungsgebiet der Neckarsueben bezieht.

Sueben bei Tacitus

Laut 38. Kapitel der Germania von Tacitus aus dem Jahre 98 n. Chr. zählten alle elb- und ostgermanischen Stämme südlich des Mare Suebicum (Ostsee) zwischen Elbe und Weichsel (von der Donau bis zur Ostsee) zu dem Stammesbund der Suebi. Er zählte die Semnonen, Langobarden, Reudigner, Avionen, Anglier, Variner, Suardonen, Nuitonen, Hermunduren, Naristen, Markomannen, Quaden, Marsigner, Burer und die Lugier zu ihnen. Die Hermunduren galten ihm als das „vorderste“, die Semnonen als das „edelste, angesehenste und älteste“ und die Langobarden als das kühnste unter den suebischen Völkern. In der Einleitung seiner Schrift erwähnt Tacitus, dass die Sueben möglicherweise direkt von Mannus abstammen, dem Stammvater aller Germanen und Sohn des der Erde entsprossenen Gottes Tuisto.

Sueben bei Ptolemäus

Ptolemäus beschreibt um 150 n. Chr. die Sueben ebenfalls als ein Sammelbegriff für viele Stämme in der Germania magna. Zu den Sueboi zählt er Angiler, Semnonen, große Brukterer, Angrivarier und Teutonoaren (an der Unterelbe). Außerdem nannte er zwischen Oder und jütischer Halbinsel einen Fluss Syebos.

Sueben im Nordwesten der Iberischen Halbinsel

Karte der Eroberungen von Hermenrich und Rechila (411-448).
Alexander Vigo, Rechila, CC BY-SA 3.0

Am 31. Dezember 406 überquerte ein Stamm bzw. Kriegerverband mit Namen Suebi, begleitet unter anderem von Vandalen und Alanen, den Rhein bei Mogontiacum (Mainz) (siehe Rheinübergang von 406). Die Krieger plünderten zunächst Gallien und drangen dann 409 nach Hispanien vor. Hier wurde ihnen angeblich durch das Los die Provinz Gallaecia zugeteilt (siehe auch Königreich der Sueben). In Braga (lat. Bracara) errichteten sie ihre erste Residenz. Nachdem sie auch den nördlich gelegenen Siedlungsbereich der vandalischen Hasdingen in Galizien übernahmen, wurde in A Coruña (lat. Corunium) mit dem Flavium Brigantium eine zweite Residenz eingerichtet. Über die genaue Herkunft dieser suebischen Gruppe, die 585 von den Westgoten endgültig unterworfen wurde, kann nur spekuliert werden. Am ehesten kommen die Donausueben bzw. Quaden in Betracht. Das Suebenreich in Galizien kooperierte geschickt abwechselnd mit Westgoten und dem Weströmischen Reich, wobei es sich jeweils an den aktuell Stärkeren hielt und die Unabhängigkeit oft durch Heiratspolitik erhielt. Es als gotischen Vasallen zu betrachten wäre daher zu kurz gedacht.

Der erste suebische König bzw. rex auf der Iberischen Halbinsel war Hermerich († 440), der um 430 die Vandalen im Norden besiegte und damit sein Herrschaftsgebiet auf den Nordwesten Galizien ausweiten konnte. Sein Sohn Rechila (440–448) eroberte die von Vandalen gegen Westgoten lose kontrollierte Baetica mit Sevilla im Süden Iberiens. Auch die westlichen Gebiete der Alanen wurden dabei Teil des Suebenreiches. Sein katholischer Sohn und Nachfolger Rechiar expandierte weiter, wobei er langjährige Freundschaftsbande zu den Bagauden knüpfte, wodurch er zeitweilig neue Gebietsgewinne im Westen erlangte. Doch 456 verlor er gegen den westgotischen rex Theoderich II. am Fluss Órbigo in der Nähe des heutigen Astorga Schlacht und Leben. Damit gingen die meisten suebischen Eroberungen außerhalb der Gallaecia verloren. Die nordwestlichen Sueben ernannten daraufhin Maldras (456–460), vermutlich aus alanischem Adel stammend, zu ihrem Anführer, während in der Hauptstadt Braga nacheinander Aiulf (456–457) und Framta (457–458), vermutlich ein westgotischer Neffe des Theoderich I., in westgotischer Abhängigkeit regierten. Nach Framtas Tod übernahm der Suebe Rechimund oder Remismund (laut Überlieferung Maldras Sohn, wahrscheinlich eher sein Schwiegersohn) die Herrschaft über die Sueben, wobei er sich der Unterstützung des Heermeisters Ricimer erfreute. Remismund expandierte mehr oder weniger gebilligt von den Westgoten und eroberte Conimbriga und gründete Coimbra. Auch Lissabon ergab sich lieber den Sueben als den Westgoten. Remismund, der inzwischen wieder den Westen Iberiens beherrschte, musste jedoch auf Wunsch von Eurich wieder das arianische Christentum annehmen. Grund dafür waren politische Absprachen zwischen Eurich und des Heermeisters Ricimer, die zum Tode von Anthemius und seinem Sohn Anthemiolus, aber auch zur formalen Anerkennung der Suebenherrschaft in Galizien durch die Westgoten führten.

Für die folgenden rund 100 Jahre sind keine Quellen erhalten. Erst ab 550 werden einige ostgotisch klingende Namen wie Veremund, Theodemund, Chararic und Ariamir genannt, deren Herrschaft sich jedoch nicht verifizieren lassen. Um 560 trat Theodemir aufgrund des Zusammenbruchs des Ostgotenreiches erneut vom Arianismus zum Katholizismus über. Zwischen 570 und 585 sollen weitere vier Könige mit Namen Miro, Eboric, Audeca und Malaric über die Sueben geherrscht haben, die ebenfalls nicht zu verifizieren sind. 585 wurde das suebische Reich, das sich durch Unterstützung der Rebellion des Hermenegild befreien wollte, schließlich vom siegreichen Leovigild dem westgotischen Reich einverleibt. Damit endete die suebische Herrschaft in Galizien nach 176 Jahren.

Sprache

Da die suebische Sprache nicht niedergeschrieben wurde, beschränkt sich der bekannte suebische Wortschatz fast vollständig auf Namen und nicht mehr als eine Handvoll Begriffe. Einige suebische Wörter fanden wohl Eingang in die Galicische Sprache und Portugiesische Sprache, so z. B. suebisch *lawerka zu portugiesisch und galicisch laverca „Lerche“.

Donausueben

Die Quaden erscheinen seit dem 5. Jahrhundert in den Quellen häufig allgemeiner als Suebi (archäologische Bezeichnung Donausueben). Auch bei den 406 nach Iberien ausgewanderten Sueben dürfte es sich um Stammesteile der Quaden gehandelt haben. Andere Teile verblieben in Pannonien, waren nach König Hunimunds Niederlage in der Schlacht an der Bolia (469) mit den Alamannen verbündet, wanderten in deren Siedlungsgebiet und gingen in diesen um 480 schließlich auf. Man spricht hier von einer zweiten Ethnogenese der Alamannen, weil diese seit Beginn des 6. Jahrhunderts auch Sueben hießen. Dennoch verblieben Reste an der mittleren Donau zurück, die um 540 von den Langobarden unter Wacho unterworfen wurden und danach als Stamm unter eigenem Namen verschwanden. Jordanes unterschied noch um 550 Sueben und Alamannen, wobei er die Sueben in der eigentlichen Alamannia, die Alamannen aber in den Alpen lokalisierte. Bei den Alamannen hat sich der Name der Sueben bis in die Neuzeit gehalten: Er blieb im späteren Schwabenland erhalten. Suebisieren war im 19. Jahrhundert ein Ausdruck für „Schwabenstreiche machen“. Möglicherweise waren die Sueben, die ab etwa 570 südlich des Flusses Bode anstatt der mit den Langobarden nach Italien gewanderten Sachsen siedelten, Alamannen.

Kultur

Der Kult der Nerthus war nach Tacitus besonders bei den nördlichen Sueben verbreitet. Außerdem berichtet Tacitus von einem heiligen Hain im Land der Semnonen. Bekannt ist die eigenartige Haartracht, der Suebenknoten, der die Freien von den Sklaven und den übrigen Germanen unterschied. Aber es kann bezweifelt werden, dass nur die Sueben diese Haartracht trugen. In Martials Epigrammen 3,9 heißt es: „Mit zu Knoten geflochtenen Haaren kamen die Sugambrer“.

Suebische Könige

  • Ermenrich (409–438)
  • Rechila (438–448)
  • Rechiar (448–456)
  • Aiulf (456–457)
  • Maldras (456–460)
  • Framta (457)
  • Rechimund (460–464)
  • Frumarius (460–464)
  • Remismund (464–469)
  • Hermenerich (ca. 485)
  • Veremund (ca. 535)
  • Theodemund (6. Jahrhundert)
  • Chararich (550–558/559)
  • Ariamir (558/559–561/566)
  • Theodemir (561/566–570)
  • Miro (570–583)
  • Eborich (583–584)
  • Andeca (584–585)
  • Malarich (585)

Suebenstämme

  • Langobarden
  • Hermunduren
  • Markomannen
  • Semnonen
  • Vanniadische Sueben
  • Alamannen
  • Warnen (Varini, Verini, Warni, Guerni) auch Nordsuaven genannt.

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Die Belagerung von Paris durch die Wikinger

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Siege of Paris (845) / Public Domain

Die Belagerung von Paris durch dänische Wikinger begann am 25. November 885 und wurde im Oktober 886 abgebrochen, nachdem sich der fränkische Kaiser Karl III. zu Tributzahlungen bereit erklärt hatte.

Hintergrund

Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts wurden West- und Mitteleuropa von Raubzügen durch Wikinger bedroht. 793 plünderten sie das Kloster Lindisfarne an der englischen Küste und dehnten ihr Angriffsgebiet in der Folgezeit auf das Fränkische Reich aus. Das Fränkische Reich wurde nach dem Tode Karls des Großen 814 mehrfach unter dessen Nachkommen aufgeteilt, was mit Streitigkeiten verbunden war und eine Schwächung der Nachfolgereiche gegenüber äußeren Bedrohungen zur Folge hatte. Dänische Wikinger machten sich dies zunutze und plünderten insbesondere seit der Mitte des 9. Jahrhunderts zahlreiche Ortschaften im Westfrankenreich. Im Gegensatz zu den Norwegern und Schweden setzten die Dänen dabei große Kriegsflotten ein, die mit erfahrenen Kriegern bemannt wurden. Sie unternahmen fast jährlich Kriegszüge gegen fränkische Städte, wobei sie über Flüsse wie Loire oder Seine tief ins Landesinnere eindrangen.

Seit 845 wurde auch Paris zum Ziel dänischer Angriffe, doch blieben der Stadt schwerwiegende Verheerungen erspart. Graf Robert der Tapfere, der Ahnherr des Geschlechts der Robertiner, ließ die Befestigungen von Paris ausbauen und vertrieb mehrere Wikingerheere von seinem Territorium. Obwohl der ostfränkische Kaiser Karl III. bis 885 einen Großteil des Frankenreiches unter seiner Herrschaft vereinigte, hielt diese neuerliche fränkische Machtfülle die Dänen nicht von weiteren Überfällen ab. 885 ging ein großes dänisches Heer an der Seine-Mündung an Land und forderte einen hohen Tribut, was Karl III. ablehnte. Daraufhin machten sich die Dänen über die Seine auf den Weg nach Paris.

Verlauf

Ausgangslage

Das dänische Wikingerheer segelte mit angeblich 700 Schiffen die Seine flussaufwärts und traf am 25. November 885 vor den Toren von Paris ein. Die Dänen sollen etwa 30.000 Mann unter dem Befehl von Siegfried und Rollo aufgeboten haben, doch dürften die Quellenangaben übertrieben sein. Das Stadtgebiet von Paris beschränkte sich im späten 9. Jahrhundert noch auf die Île de la Cité, bei der es sich um eine Seine-Insel handelt. Die Stadt war durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden, eine steinerne im Norden (heute Pont Notre-Dame) und eine hölzerne im Süden (Petit Pont), an deren Enden Wachtürme errichtet worden waren. Geschützt wurde Paris durch eine steinerne Stadtmauer. Als die Dänen vor der Stadt eintrafen, befanden sich in Paris lediglich 200 adlige Kämpfer und deren Gefolge. Befehligt wurden die Verteidiger der Stadt von Odo, dem älteren der beiden Söhne Roberts des Tapferen, der ab 882 Graf von Paris war. Unterstützt wurde Odo von Bischof Gauzlin. Als die Belagerung begann, befand sich Kaiser Karl III. auf einem Feldzug in Italien, so dass die Verteidiger von Paris in absehbarer Zeit nicht mit dem Eintreffen eines Entsatzheeres rechnen konnten. Der Wikingerführer Siegfried begann zunächst Verhandlungen, bei denen er einen hohen Tribut forderte. Graf Odo lehnte jegliche Zahlungen ab, woraufhin der Kampf um Paris begann.

Der Kampf um Paris

Einen Tag, nachdem die dänischen Wikinger den Belagerungsring um Paris geschlossen hatten, begannen sie am 26. November damit, die Stadt mit Steinbrocken und Pfeilen zu beschießen, wofür sie Katapulte und Mangonels einsetzten. Die Verteidiger der Stadt wehrten einen ersten dänischen Sturmangriff ab, indem sie siedendes Öl von den Mauern gossen. Der besonders hart umkämpfte Turm am Ende der nördlichen Brücke wurde von den Belagerten in der Nacht zum 27. November um ein Stockwerk erweitert. Bei weiteren Angriffen auf die Stadt setzten die Dänen Rammböcke ein und versuchten, die Türme zu unterminieren. An den heftigen Kämpfen beteiligte sich auch Bischof Gauzlin. Nachdem sämtliche Sturmangriffe von den Verteidigern abgewehrt worden waren, hoben die Dänen Gräben um die Stadt aus, in denen sich ein Teil von ihnen verschanzte, während die restlichen Truppen das Umland von Paris plünderten.

Wikinger greifen Paris an.

Ende Januar nahmen die Dänen den Kampf wieder auf. Sie steckten drei ihrer Schiffe in Brand und ließen sie in Richtung der südlichen Brücke von Paris treiben, die komplett aus Holz bestand. Die Schiffe gingen unter, bevor sie die Brücke erreichten. Was den Wikingern nicht gelang, wurde am 6. Februar 886 von schweren Regenfällen vollbracht. Die Seine trat über die Ufer und riss die von harten Kämpfen stark beanspruchte Holzbrücke weg. Der Turm südlich der Brücke war nun von Paris abgeschnitten.

Durch die Zerstörung der Brücke wurde es den Dänen ermöglicht, ungehindert flussaufwärts zu fahren. Sie begaben sich auf einen Plünderungszug entlang der Seine, ließen aber genügend Kämpfer für das Aufrechterhalten der Belagerung zurück. In dieser Situation schickte Graf Odo einen Boten an den Belagerern vorbei zu Karl III., um diesen um Hilfe zu bitten. Als bekannt wurde, dass sich Heinrich, der Heerführer Karls III., mit einem Heer von Osten näherte, um die Belagerung zu beenden, sank die Kampfmoral der Wikinger erheblich. Mitte April zog Siegfried mit seinen Truppen ab, nachdem er von Graf Odo etwa 30 Kilogramm Silber erhalten hatte.

Rollo und seine Kämpfer waren aber nach wie vor entschlossen, Paris einzunehmen. Als im April eine Seuche in der Stadt ausbrach, der auch Bischof Gauzlin zum Opfer fiel, wurde die Lage für die Verteidiger kritisch. Graf Odo schlich sich an den Belagerern vorbei aus der Stadt, um zu Karl III. vorzudringen. Odo brachte schnell in Erfahrung, dass Karl sich bereits auf den Weg nach Paris gemacht hat, während Heinrichs Ankunft unmittelbar bevorstand. Mit der Unterstützung weniger Westfranken gelang es Graf Odo, nach einem Kampf mit den Dänen wieder Paris zu erreichen. Heinrich wurde jedoch auf dem Weg nach Paris getötet, während sich Karls Ankunft verzögerte. Dies nutzte Rollo zu einem letzten Großangriff, der von den Verteidigern der Stadt abgewehrt wurde.

Das Ende der Belagerung

Im Oktober erschien Karl III. vor Paris und schloss mit seinen Truppen das dänische Heer ein. Anstatt die Dänen anzugreifen, eröffnete Karl Verhandlungen mit ihnen. Dabei erklärte er sich bereit, den Dänen die Summe zu zahlen, die Graf Odo nicht zu zahlen bereit gewesen war. Karl III. gestand den dänischen Wikingern die freie Fahrt auf der Seine zu und versprach ihnen, einen Tribut von etwa 350 Kilogramm Silber zu leisten. Entgegen diesen Vereinbarungen verweigerte Graf Odo den Wikingern nach wie vor die Nutzung der Seine, so dass diese ihre Schiffe an Land holten und sie bis zur Marne transportierten. Sie fuhren dann die Marne flussaufwärts, um Burgund zu plündern. Dies war auch Karls Absicht, da Burgund gegen seine Herrschaft revoltierte. Was Karl als geschicktes Taktieren erschien, wurde von der Pariser Bevölkerung als Verrat und Feigheit betrachtet.

Resultat

Karls Ruf wurde durch sein entgegenkommendes Verhalten gegenüber den Wikingern schwer beschädigt. Bereits 887 wurde Karl III. von Arnulf von Kärnten zur Abdankung gezwungen und verbannt. Arnulf wurde zum neuen König des Ostfrankenreichs gewählt. Graf Odo wurde 888 zum westfränkischen König gewählt und setzte sich gegen den karolingischen Gegenkönig Karl den Einfältigen durch, den er aber zu seinem Nachfolger bestimmte.

War Paris unter den Karolingern zu einem eher unbedeutenden Grafensitz geworden, hatte die Belagerung der Stadt durch die Wikinger ihre strategisch wichtige Lage verdeutlicht. Unter dem robertinischen König Odo gewann Paris auch politisch wieder an Bedeutung.

Die Dänen unternahmen nach der erfolglosen Belagerung von Paris immer weniger Plünderungszüge in das Landesinnere des Westfrankenreichs. Sie ließen sich an der Seine-Mündung nieder und wurden 911 nach einem letzten größeren Feldzug von Karl dem Einfältigen mit der Normandie belehnt. Die Seine-Wikinger unter Rollo verpflichteten sich, ihr Lehen gegen Invasoren zu verteidigen, und nahmen den christlichen Glauben an. 912 wurde Rollo als Vasall des westfränkischen Königs zum Herzog ernannt.

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Aslaug Sigurdsdóttir

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Outdoors portrait of beautiful furious scandinavian warrior ginger woman in a traditional clothes with fur collar, with sword in her hand and wooden Viking Village view on the background.

Aslaug Sigurdsdóttir, Beinamen Kráka, Randalín, war eine legendenhafte dänische Königin aus dem 9. Jahrhundert. Sie wird in der Saga von Ragnar Lodbrok ausführlich beschrieben und in der Ragnarssona þáttr und der Snorra-Edda erwähnt.

Aslaugs Jugend

Aslaug ist die Tochter von Sigurd Fafnesbani (Siegfried dem Drachentöter) und der Walküre Brynhild. Nach deren gewaltsamen Tod kümmert sich Brünhilds Ziehvater Heimir um Aslaug. Besorgt um ihre Sicherheit, lässt er eine große Harfe anfertigen, in der er das Mädchen verstecken kann. Die Harfe ist außerdem befüllt mit kostbaren Kleidern und Gold. Wenn das Kind weint, spielt er für Aslaug, um sie zu beruhigen, denn er ist ein großartiger Harfenspieler. An einem gewaltigen Fluss angekommen, wäscht er das Mädchen und reicht ihr Nahrung. Getarnt als armer Harfenspieler reist er durch Norwegen, bis er eines Tages nach Spangereid in Lindesnes zum Hof von Åke und Grima kommt und dort um ein Nachtquartier bittet. Zunächst wird er gastfreundlich empfangen und bewirtet. Er lässt die Harfe in seiner Nähe stehen, aber Grima sieht einen Fetzen kostbaren Stoff aus der Harfe ragen und einen goldenen Ring unter Heimirs zerrissener Kleidung schimmern. Grima spornt ihren Mann Åke an, den fremden Gast zu töten, um an die vermeintlichen Reichtümer zu gelangen. Åke zögert zunächst, doch als Grima andeutet, der Fremde habe sich ihrer genähert, erschlägt er Heimir mit einer Axt im Schlaf. Als sie anschließend die Harfe mit Gewalt aufbrechen, entdecken sie Aslaug, die so schön ist, wie sie noch nie ein Mädchen gesehen haben. Sie geben ihr den Namen Kráka (Krähe) nach der Mutter Grimas. Sie ziehen Aslaug wie ihre eigene Tochter auf. Da sie beide aber hässlich sind und keinen Verdacht erregen wollen, zwingen sie das Mädchen, sich das Gesicht mit Ruß zu schwärzen und fortan schwarze Kleidung zu tragen, um ihre edle Abstammung zu verbergen. Kráka muss für sie hart arbeiten und lebt in ärmlichen Verhältnissen ähnlich wie Aschenputtel, bis sie durch die Heirat mit Ragnar Lodbrok Königin wird.

Aslaugs Beiname Kráka

Aslaugs Beiname Kráka bezieht sich zum einen auf ihr dunkles Äußeres (schwarze, schmutzige Kleidung, geschwärztes Gesicht), das an eine Krähe erinnert. Es kann sich aber auch auf Aslaugs Rolle als Stiefmutter (von Agnarr und Eirekr, den Söhnen ihres Mannes Ragnar) beziehen. So tragen in norwegischen Märchen böse Stiefmütter den Namen Kråke (Kráka), während in färöischen Märchen garstige Stiefschwestern als Krákudóttir bezeichnet werden. Ohnehin ist ein Vogelname naheliegend für jemanden, der wie Aslaug – als Erbteil ihres Vaters – die Vogelsprache versteht.

Kraka (Aslaug), Ölgemälde von Mårten Eskil Winge

Aslaug und König Ragnar

Aslaug trifft Ragnars Männer

Nachdem Ragnars Frau Thora verstorben ist, segelt er nach Norwegen und wirft Anker in einem kleinen Hafen vor Spangereid in Lindesnes. Er schickt seine Leute aus, um an Land Nahrung zu besorgen. Sie sehen einen kleinen Hof mit Garten und denken, dass es leichter ist, dort die ihnen aufgetragene Aufgabe, Brot zu backen, durchzuführen. Auf dem Hof treffen sie Grima und bitten sie, ihnen beim Brotbacken zu helfen. Grima teilt ihnen mit, dass ihre Hände zu steif für diese Arbeit seien, aber dass sie eine Tochter namens Kráka habe, die ihnen dabei helfen könne. Aslaug hatte früh am Morgen beim Schafehüten bereits die Schiffe im Hafen gesehen und sich gegen den Wunsch Grimas gewaschen, da niemand sehen sollte, wie wunderschön sie war. Als Kráka auf den Hof zurückkehrt, sind die Männer über ihre Schönheit erstaunt und wundern sich, ob sie wirklich die Tochter der hässlichen Grima sei. Die zweifelnden Männer kommen mit der schönen Aslaug überein, dass sie den Teig knetet, während sie das Brot backen. Zwar erfüllt das Mädchen seinen Teil der Aufgabe, Ragnars Männer können ihre Augen nicht von ihr lassen, und das Brot verbrennt im Ofen.

Aslaugs Prüfung

Als die Männer mit dem verbrannten Brot aufs Schiff zurückkehren, berichten sie König Ragnar von der schönen Aslaug und dass sie nie ein schöneres weibliches Wesen auf der Welt gesehen hätten. Ragnar ist sich jedoch sicher, dass keine Frau schöner als seine verstorbene Thora sein könne. Er befiehlt, das Mädchen aufs Schiff kommen zu lassen. Um ihre Klugheit zu prüfen, entscheidet er, dass sie weder hungernd noch satt, weder bekleidet noch nackt, weder allein noch in Begleitung eines Gefolgsmannes kommen darf. Kráka befolgt Ragnars Befehl. Sie hüllt sich in ein Fischnetz, über das ihr langes Haar fällt. Auf diese Weise ist sie weder nackt noch bekleidet. Sie beißt in eine Zwiebel, die nicht als Nahrung gewertet wird, und zeigt, dass sie auch nicht hungert. Zuletzt lässt sie ihren Hund folgen und kommt zum Schiff Ragnars weder allein noch in Gefolgschaft eines Menschen. Von ihrer Klugheit und Schönheit überwältigt, bittet Ragnar das Mädchen liebevoll, mit ihm zu reisen. Dies lehnt Kráka ab, und auch die Einladung, auf dem Schiff zu nächtigen, weist sie zurück. Dies solle nicht geschehen, bevor Ragnar seine geplante Fahrt durchgeführt habe, lässt sie ihn wissen. Deshalb würde sie auch das Kleid Thoras nicht tragen, bevor sich Ragnar sicher sei, sie als Frau ehelichen zu wollen.

Aslaugs Heirat mit König Ragnar

König Ragnar Lodbrok kehrt von seiner Reise zurück und fordert Aslaug auf, mit ihm zu kommen. Das Mädchen verlässt seine Zieheltern und gibt ihnen zu verstehen, dass sie wisse, wer ihren Ziehvater Heimir getötet habe. Sie verflucht die beiden und wünscht ihnen, dass jeder Tag schlimmer sei als der vorherige. Als Ragnar sie in sein Bett bittet, wehrt sie ab und fordert von ihm, dass er sie zuerst ehrenvoll heiraten müsse, wenn sie in seinem Reich angekommen sind. Ragnar befolgt diesen Wunsch und lässt sich von Aslaug nicht mehr weiter abweisen, als diese nach der Heirat noch drei Tage um Aufschub bittet, sein Lager zu teilen, da sonst ein Unglück geschehe. So wird Kráka zur mythischen Stammmutter des norwegischen Königsgeschlechts der Völsungen. Sie gebiert Ragnar vier Söhne: Ivar Ragnarsson, auch Ivar der Knochenlose, Björn Eisenseite, Vitsärk und Ragnvald Ragnarsson. Alle ihre Söhne sind sportliche Kämpfer und tapfere Krieger. Außerdem kümmert sich Aslaug um ihre beiden Stiefsöhne Erik und Agner, die Söhne Ragnars mit Thora aus dessen erster Ehe. In der Ragnarsaga erhält Aslaug den neuen Beinamen Randalín, nachdem sie ihre Söhne mehrfach auf Kriegszügen begleitet hat. Die Etymologie des Namens ist unsicher. Der erste Teil des Namens Randa könnte von isländisch „rönd“ abgeleitet sein mit der Bedeutung „Rand eines Schildes“ und Hlín könnte mit der der Schutzgöttin Frigg in Verbindung gebracht werden. Somit könnte der Namen Schildgöttin oder Schildfrau („Schildmaid“) bedeuten und eine Kenning für Walküre sein.

Ragnars heimliche Verlobung mit Ingeborg

Ragnars Verbündeter König Eystein von Schweden überzeugt Ragnar bei dessen Besuch, sich mit seiner Tochter Ingeborg zu verloben, da sie nicht nur schön, sondern auch adelig ist im Gegensatz zu seiner Frau Aslaug. Als er von der Reise nach Schweden nach Hause kommt, verbietet er seinen Männern unter Androhung der Todesstrafe, irgendjemandem von seiner Verlobung mit Ingeborg zu berichten. Aslaug merkt jedoch, dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmt, der ihre Nachfragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, stets verneint. Sie erzählt ihm, dass drei Vögel ihr von seiner Verlobung berichtet hätten, und gesteht ihm, dass sie von vornehmer Herkunft sei. Da Ragnar daran jedoch zweifelt, erinnert sie ihn daran, dass sie ein Kind erwartet. Sie liefert ihm mit der Geburt ihres fünften Kindes den Beweis für ihre vornehme Herkunft: Sie bringt den Sohn Sigurd zur Welt, der ein Familienmerkmal der Völsungen aufweist: die „Schlange im Auge“. Ragnar löst daraufhin die Verlobung mit der schwedischen Prinzessin Ingeborg, und König Eystein lehnt folglich König Ragnar als Freund und Verbündeten ab.

Das Merkmal der Völsungen: Die Schlange im Auge

Dieses Merkmal wurde falsch interpretiert als eine schlangenförmige Narbe um eines von Sigurds Augen, gemeint ist jedoch sein durchdringender Blick – ein Kennzeichen der Völsungen, das auch Aslaugs Halbschwester Svanhildr (deutsch: Schwanhild, bei Saxo Grammaticus zu Suanilda latinisiert) aufweist: Als ihr Mann Jörmunrekr sie zu Unrecht des Ehebruchs verdächtigt, soll sie zur Strafe von Pferden zertrampelt werden. Die Pferde scheuen jedoch vor Svanhildr, da sie ihren Blick fürchten. Erst als Svanhildr ein Sack über den Kopf gezogen wird, kann das Urteil vollstreckt werden.

Aslaugs Geschenk für Ragnar

Als Ragnar gegen den Rat Aslaugs England mit nur zwei Schiffen erobern will, gibt sie ihm ein Hemd zum Schutz mit, das ihn vor Schaden bewahren soll. Sie verabschiedet sich von ihm, ahnend, dass sie ihren Mann wohl nie wieder sehen wird. Ragnar wird von König Ælla aus Northumbrien gefangen genommen und stirbt an giftigen Schlangenbissen in einer Schlangengrube, als dieser ihm das von Aslaug hergestellte Schutzhemd abnimmt. Dieser Umstand wird in dem altnordischen Sterbelied Krákumál geschildert.

Aslaug in der Popkultur

Aslaug spielt eine prominente Rolle in der Fernsehserie Vikings, die sich lose an nordische Überlieferungen angliedert. Zu den übernommen Elementen zählen unter anderem das Treffen mit Ragnar, dem sie gemäß seinem ihr gestellten Rätsel gekleidet in ein Netz, mit einem Hund als Begleiter und in der Verfilmung mit einem Apfel anstatt einer Zwiebel erscheint. Eine weitere Parallele ist die Schlange im Auge ihres Sohnes, die sie Ragnar in der Fernsehserie prophezeit.

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Hel – Die germanische Totengöttin

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Hel ist in der nordischen Mythologie die Herrscherin der gleichnamigen Unterwelt, auch Helheim genannt.

Etymologie

Hel (Carl Ehrenberg, 1882), rechts unten der Hund Garm.

In der christlichen Bibel steht das Wort „Hölle“ als ahd. Hellia und got. Halja als direkte Übersetzung des griechischen Hades. Der altnordische Name Hel ist verwandt mit dem deutschen Wort Hölle und führt auf ein urgermanisches *haljō („Hölle, unterirdische Totenwelt“) von der germanischen Sprachwurzel *hel, *hal (verbergen) zurück. Der Begriff findet sich auch in anderen germanischen Sprachen: got. halja; altengl. hell; ahd. hell(i)a, mittelhochdeutsch und altfriesisch helle, altsächsisch hellja. Das Wort steht in Beziehung zum neuhochdeutschen Verb verhehlen („verbergen“) und bezeichnet somit „das Verborgene“. Im Gegensatz zur christlichen Vorstellung der Hölle als Strafort bezeichnete der Ausdruck die Totenwelt ohne negative oder positive Konnotation. Die Personifizierung der Hel zur Herrin dieser Totenwelt fand offensichtlich nur im Norden statt.

Die Göttin aus dem Geschlecht der Riesen

Hel als Totengöttin ist die Tochter Lokis und der Riesin Angrboda, wird aber nicht dem Göttergeschlecht der Asen zugerechnet, sondern zu den Riesen gezählt. Ihre Haut ist zur einen Hälfte von normaler Farbe, zur anderen blau-schwarz, was zeigt, dass sie halb tot und halb lebendig ist (bisweilen wird sie auch als zur Hälfte alt und zur Hälfte jung beschrieben). Zusammen mit ihren beiden Geschwistern, dem Fenriswolf und der Midgardschlange, wurde sie von den Asen nach Asgard gebracht, da die Götter sich vor den Kindern Lokis fürchteten. Während der Fenriswolf an die Kette Gleipnir gebunden und die Midgardschlange von Odin ins Meer geworfen wurde, verbannte man Hel aus Asgard, woraufhin sie im Norden ihr eigenes Reich gründete. Dort holt sie alle Verstorbenen zu sich, die an Altersschwäche und Krankheit gestorben sind. Die in der Schlacht gefallenen Krieger gelangen mit Hilfe der Walküren nach Walhall an Odins Tafel. Die Ertrunkenen gehören der Meeresgöttin Rán. Vor dem Schicksal des Todes sind auch die Götter nicht gefeit, wie der Tod Baldurs zeigt.

Die Totenwelt der Göttin Hel

Hel umgeben von ihren Geschwistern, der Midgardschlange und Fenrir. Die Figur im Hintergrund ist ihre Mutter Angrboda. (Emil Doepler, 1905).

Nach Hels Verbannung aus Asgard gründete sie ein Reich im Norden, wo sie alle Menschen und Wesen zu sich holt, die den „Strohtod“ gestorben sind, d.h. ihren Tod auf dem Sterbelager fanden. Ihre Welt Helheim ist eine der Welten Utgards und befindet sich unter den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil. Diese Welt kann nur über den Todesfluss Gjöll und die goldene Brücke Gjallarbrú erreicht werden, die von Móðguðr (Modgud) bewacht wird. Der Höllenhund Garm bewacht den Eingang zu ihrem Reich. Eine Rückkehr aus dieser finsteren Unterwelt ist kaum möglich. Hels Wohnsitz heißt Eljudnir (Elend) und ihr Tisch ist Hungr (Hunger), ihr Messer Sultr (Verschmachtung) und ihre Türschwelle Fallandaforad (fallende Gefahr). Ihr Bett ist Kor (Sarg) und ihr Bettvorhang Blikjandabol (blinkendes Unheil). Sie wird von der Magd Ganglot (Trägtritt) und dem Knecht Ganglati (Langsamtritt) bedient.

Die Beschreibung Helheims ist widersprüchlich: Einerseits ist es ein trostloser und düsterer Ort, andererseits auch ein lebendiger und wärmender. Verbrecher wie Mörder und Diebe, aber auch Lügner werden dort ewiglich Kälte, Schmerz und Hunger leiden. Diese Menschen erfahren zuweilen noch eine größere Qual beim Drachen Nidhöggr, der sich vom Fleisch der Toten ernährt. Möglicherweise spielen dabei bereits Angleichungen an oder Einflüsse aus der christlichen Höllenanschauung eine Rolle.

Hel ist nicht nur eine „verborgene“ Göttin, sondern auch eine gerechte. Den einen tritt sie nett und liebenswert gegenüber, den anderen unerbittlich und grausam. Sie vereint scheinbare Gegensätze, dies spiegelt sich auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild wider.

Die Göttin Hel in der Literatur

Außerhalb der Edda gibt es bei den Nordgermanen nur wenig alte Überlieferungen von Hel als Göttin, aus anderen germanischen Kulturen gar keine. Zur Zeiten der mittelalterlichen Pest existieren Visionen von Hel als Hexe auf einem dreibeinigen Pferd, die mit Gevatter Tod die Seelen der Verstorbenen aufkehrt. Bei den Süd- und Westgermanen wird das Totenreich eher mit Frau Holle in Verbindung gebracht. An ihrem Verhalten wird deutlich, dass sie keine furchterregende Göttin war, sondern trotz erschreckender Streiche und Strafen als eine gerechte und gütige Frau beschrieben wird. Die Winterwelt der Frau Holle stellt Bezüge zum Totenreich Helheim im Norden her. Dabei spielen neben alten Sagen auch Wortspiele mit Holle und Hölle eine Rolle. Diese sind allerdings erst aus moderner Zeit, da Hel und Holle zwar dieselbe indogermanische Wurzel haben, allerdings in germanischer Zeit *Helja und *Hulda lauteten und daher nichts miteinander zu tun hatten.

Heiligtümer

Der Eingang zur nordischen Hölle zum Totenreich der Hel wurde „Höllenschlund“ genannt und war nur über die Brücke names Gjallarbrú, die über den Totenfluss Gjöll führte, möglich. Die Brücke wird von der Magd Móðguðr bewacht, der Eingang zum Totenreich vom Hund Garm. Da man sich das Totenreich unter der Erde vorstellte, in dem der Fluss Gjöll floss, wurden Seen als Eingänge und damit als heilige Orte betrachtet. Beispiele sind:

  • die Berliner „Blanke Helle“
  • der Lankener „Hellsee“
  • der bayerische „Höllsee“
  • der hessische „Hollenteich“ am Hohen Meißner
  • das „Holleloch“ bei Schlitz
  • der „Weiße Brunnen“ in Gotha

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Freyja – Göttin des Glücks und der Liebe

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Fernando Cortes / Shutterstock

Freya, auch Freia oder Freyja (altnordisch „Herrin“), ist der Name der nordischen Wanengöttin der Liebe und der Ehe. Sie gilt als zweite Göttin des nordischen Pantheons nach Frigg, mit der sie in neuzeitlichen Rezeptionen oft gleichgesetzt oder verwechselt wird. Sie ähnelt der Venus des römischen Götterhimmels.

Namensformen

Aus der Skalden-Dichtung sind einige Beschreibungen bekannt, die als Freya-Kenningar aufgefasst werden. Dies sind Mardöll, Menglada, Hörn, Gefn, Sýr und Vanadís. Aufgrund ihres Beinamens Gefn, wird sie (eher spekulativ) auch mit der Göttin Gefjon in Zusammenhang gebracht. Die südgermanische Frija (althochdeutsch Friia, Frea) bezieht sich auf die Asengöttin Frigg.

Stellung, Attribute

Freyja (Kopie des Funds von Hagebyhöga).

Freya gehört zu den Wanen, einem der beiden Göttergeschlechter der nordischen Mythologie. Ihr Bruder ist Frey (aisl. Freyr), ihr Vater der Meergott Njörd, als Mutter wird Skadi, Tochter des Riesen Thiazi genannt. Ihr Gatte ist in der eddischen Mythologie der Gott Óðr. Mit ihm hatte sie die Töchter Hnoss und Gersimi (beide Namen sind Synonyme und bedeuten „Kostbarkeit“). Freya gilt als die „berühmteste von den Göttinnen“ (Gylfaginning, Kap. 23).

Sie gilt als die Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, des Glücks und der Liebe, sowie als Lehrerin des Zaubers (seiðr).

Freya besitzt ein von Zwergen geschmiedetes Halsband, Brisingamen, einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein Falkengewand, mit dem man wie ein Falke durch die Lüfte gleiten kann. Nach dem Gedicht Hyndluljóð reitet sie auch auf dem Eber Hilisvini. Auch in der Gylfaginning tritt Freya auf. Danach weint sie goldene Tränen, als Oðr fortfährt. Nach der Grímnismál heißt ihr Hof Fólkvangr. Ihr Saal heißt Sessrúmnir. Nach der Ynglinga saga Snorris lehrte sie die Asen den Zauber. Aber ihre Hauptaufgabe liegt darin, dass sie als Anführerin der Walküren auf den Schlachtfeldern daheim ist und die Hälfte der gefallenen Recken beanspruchen darf, während Odin (der oberste Gott, Gott des Krieges) die andere Hälfte zusteht.

Gemälde von James Doyle Penrose (1862–1932).

Der Wochentag Freitag (ahd. frîatac, ae. frīgedeag) ist genau genommen nicht vom nordgermanischen „Freya“ abgeleitet, sondern von „Frija“, der südgermanischen Namensform der germanischen Göttin Frigg, welche je nach Lesart der (spärlichen!) Quellen von jener zu unterscheiden ist.

Entwicklung

Freya spielt in den eddischen Texten Hyndluljóð, Lokasenna und Þrymskviða eine bedeutende Rolle. In Grímnismál erscheint sie als Todesgöttin und in der Völuspá schimmert sie durch den Gesang Ods Braut (Óðs mey). Auch die Zauberinnen Gullveig und Heid, die in den Strophen davor den Krieg zwischen Asen und Vanen entfachen, werden für Hypostasen der Göttin Freya gehalten. Nach Snorris Gylfagynning erhält sie immer, wenn sie einem Kampf beiwohnt, die Hälfte der Gefallenen, die andere Hälfte fällt Odin zu.

Gerhard Marcks: Freya (1950).
Hans Weingartz, Marcksduisburg1, CC BY-SA 3.0 DE

Da es keine südgermanischen (z. B. deutschen oder englischen) Überlieferungen zu Freya gibt und die Südgermanen den Tag der Venus (Freitag) noch mit Frija/Frigg verbanden, wird angenommen, dass Freya eine wikingerzeitliche Loslösung der Aspekte Liebe, Liebesmagie und Promiskuität der Frigg bildet. Dazu sind in der Edda und dem Gylfaginning folgende Episoden beschrieben: Den Halsschmuck der Freya, der Brisingenschmuck, hatten die Zwerge Alfrigg, Dvalin, Berling und Grervier (Gerr) gefertigt, der Preis des Erwerbs war, dass die Göttin vier aufeinanderfolgende Nächte mit jeweils einem der Zwerge verbrachte – zum Unwillen Odins, der Freya zur Strafe zwang, unter den Menschen einen Krieg anzuzetteln. Eine weitere Berichterstattung besagte, dass Loki beim von Ägir ausgerichteten Trinkgelage alle Anwesenden beschimpft und der Freya vorwirft, sie habe mit allen Asen und Alben im Saal Liebschaften gehabt. Hinzuzufügen bleibt, dass Loki in unerwiderter Liebe zu Freya schmachtete. Die literarischen Ausgestaltungen Freyas während der isländischen Renaissance des 13. und 14. Jahrhunderts sind allerdings keine authentischen Quellen zur heidnischen Gestalt der Göttin. In der Neuzeit hat sie die Göttin Frigg in der isländischen Verarbeitung der alten Sagen vollkommen verdrängt. In einer Illumination in einer Papierhandschrift des 17. Jahrhunderts erscheint sie allerdings nur noch als treusorgende Familienmutter.

Quellen

Besonders bekannte Quellen über Freya sind zwei Gedichte der Lieder-Edda. In der Lokasenna („Schmähreden des Loki“) wirft ihr der Gott Loki vor, mit jedem Gott und jeder mythologischen Gestalt Verkehr gehabt zu haben. In der Þrymskviða („Das Lied von Thrym“) hat sie einen Wutausbruch, als die Forderung des Riesen Thrymr (aisl. Þrymr) lautet, ihn heiraten zu sollen, um den Hammer Thors von den Riesen auszulösen, der wichtig für den Fortbestand der Götterwelt ist. Auch in der Gylfaginning und im Grímnismál tritt Freya auf.

Kultorte

Dänische wie schwedische Ortsnamen gehen auf die Göttin zurück. So ist z. B. Fröjel auf Gotland ein wikingerzeitlicher Hafen und Kultplatz der Freya (schwed. Fröja), an dem noch eine Fornborg und eine Trojaburg (nord. Trojeborg) auf die alte Funktion des Ortes verweisen, der auch Thingplatz war. In Dänemark sind in Jütland Frøslev, auf Seeland ebenfalls Frøslev und auf Lolland Frejlev solche Orte.

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Das Große Heidnische Heer

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Das „Große Heidnische Heer“, auch Großes Wikingerheer oder Großes Dänisches Heer genannt, war eine Armee von Wikingern, die im späten 9. Jahrhundert aus Dänemark kommend einen Großteil Englands plünderte und eroberte. Das Heer war für damalige Verhältnisse außergewöhnlich groß und umfasste wahrscheinlich mehrere tausend Kämpfer. Es handelte sich nicht um eine Armee unter einheitlicher Führung, sondern eher um viele Gruppen, die meist getrennt voneinander vorgingen und sich teilweise auch gegenseitig bekämpften. Die englische Bezeichnung Great Heathen Army stammt aus der Angelsächsischen Chronik. Die wichtigsten geschichtlichen Erkenntnisse zu diesem Heer stammen aus diesem Werk.

Züge der Großen Wikingerarmee von 865 durch England. England_Great_Army_map.svg: Hel-hama derivative work: Furfur, England Great Army map de, CC BY-SA 3.0

Die Ursprünge des Heeres sieht man in einer Gruppe von Wikingerkriegern, die 845 Paris angriffen und sich ab 850 in der Region festsetzten und wiederholt Rouen plünderten. Spät im Jahr 865 landeten sie in East Anglia. Unter dem Kommando der Brüder Halfdan Ragnarsson und Ivar dem Knochenlosen sowie mit der Unterstützung ihres Bruders Ubba Ragnarsson versuchte es, England zu erobern und Siedlungen zu schaffen. Auslöser könnte die Hinrichtung ihres Vaters Ragnar Lodbrok durch Ælle im Jahr 865 gewesen sein.

866 eroberten sie das angelsächsische Königreich Northumbria und 870 East Anglia. 871 bekamen sie Verstärkung in Form des Großen Sommerheeres aus Skandinavien. Das so weiter angewachsene Heer eroberte 874 auch Mercia. Gleichzeitig begannen die ersten Ansiedlungen in den eroberten Gebieten, ein zweiter Schub folgte 877.

Halfdan zog nach Norden in den Krieg mit den Pikten, während der mit dem Großen Sommerheer gekommene Guthrum als Heerführer im Süden blieb. 876 kamen erneut Truppenverstärkungen und so besiegten sie Alfred den Großen von Wessex in der Schlacht von Wareham. Alfred gewann im Mai 878 die Schlacht von Eddington und schloss im Vertrag von Wedmore Frieden.

Ein Teil der besiegten Wikinger setzte sich nach Kontinentaleuropa ab und verlegte seine Raubzüge in die Küstenregion des Ärmelkanals, Nordfrankreich und Flandern. In der Folge kam es auch erstmals zu größeren Raubzügen der Wikinger in den Rheinlanden.

Die in England verbliebenen Siedler gründeten das Königreich Jórvík (York), das (mit Unterbrechungen) bis 950 Bestand hatte und Teil des Danelags war.

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Danelag – Das Gebiet der Wikinger in England.

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Als Danelag wird ein Gebiet in England bezeichnet, das zwischen 865 und 878 vom Großen Heer, einer Wikingerarmee, erobert wurde. Das Gebiet des Danelags lag im Nordosten Englands und umfasste Teile der angelsächsischen Königreiche Northumbria, das 867 besiegt wurde, East Anglia, das 869 besiegt wurde, und Mercia, das 874 den Dänen in die Hände fiel.

Überblick

Im Danelag fand eine Besiedlung durch Skandinavier statt. Wie umfassend diese skandinavische Besiedlung des Danelags tatsächlich war, ist nicht abschließend geklärt. Die fünf befestigten Ortschaften Leicester, Lincoln, Nottingham, Stamford und Derby bildeten die militärischen, administrativen und wirtschaftlichen Zentren des Danelags. Diese fünf Orte sind unter der Bezeichnung Fünf Städte oder Fünf Burgen bekannt. Der Begriff Danelag für dieses Gebiet wurde erst ab Mitte des 11. Jahrhunderts verwendet, um die Bereiche Englands zu beschreiben, die sich sozial und rechtlich von den angelsächsisch dominierten unterschieden. Es steht im Gegensatz zum Engla lage, dem englischen oder sächsischen Gesetz.

Nur König Alfred von Wessex gelang es, dem großen Heer zu trotzen. Er schloss 878 mit dem Wikingerführer Guthrum einen Friedensvertrag, in dem er die dänische Herrschaft im Nordosten anerkannte. Im Gegenzug wurde Guthrum getauft und konnte als christlicher Herrscher über englische Gebiete herrschen. Die endgültig 954 abgeschlossene Eroberung des Danelags durch das Königreich Wessex führte zur Entstehung Englands. Für die Entwicklung der englischen Gesellschaft lieferten Kultur, Sprache, Rechtsnormen und Organisationsformen der skandinavischen Siedler wichtige Impulse.

Entstehung

865 bis 878: Das Große Heer

Das Große Heer von 865 bis 878 in England.
S. Bollmann derivative work: Jerodbilanin, England Grosses Heer 865, CC BY-SA 3.0

Nach verschiedenen Überfällen durch Wikinger in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf die britischen Inseln nahmen die Angriffe ab 850 eine neue Dimension an. Während die Überfälle bisher eine periodische Erscheinung waren – im Sommer plünderten die Flotten, um im Winter nach Skandinavien zurückzukehren – überwinterte in diesem Jahr erstmals ein Wikingerheer in England auf der Insel Thanet vor der Themsemündung. Von blitzartig ausgeführten Raubzügen kleiner Gruppen hatten sich die Überfälle zu mit regulären Armeen geführten Feldzügen gewandelt. Den endgültigen Wendepunkt in dieser Entwicklung markierte die Ankunft des Großen Heeres im Jahr 865 in East Anglia.

Unter ihren Führern, den Brüdern Ivar und Halvdan, zog das Wikingerheer noch im selben Jahr nördlich über den Humber in das von Thronstreitigkeiten zerrissene Northumbria und nahm am 1. November dessen Hauptstadt York ein. Die Thronrivalen Osberht und Ælle vereinigten daraufhin ihre Streitkräfte, wurden jedoch am 21. März 867 mitsamt ihren Heeren von den Wikingern besiegt und getötet. Northumbria mit seiner Hauptstadt York wurde in der Folgezeit zu einem skandinavisch dominierten Königreich und zur Ausgangsbasis für Angriffe auf das restliche England. Nach der Einsetzung eines tributpflichtigen Marionettenkönigs namens Ecgberht I. durch die Wikinger verließ das Große Heer Northumbria, um in Mercia einzufallen. Den Winter 867/868 verbrachten die Wikinger in einem befestigten Lager in dem von ihnen eroberten Nottingham, belagert vom mercischen König Burgred, der sich auch trotz militärischer Hilfe seines Schwagers König Æthelred von Wessex nur durch Zahlung eines Lösegeldes der Wikinger entledigen konnte. Das Große Heer zog im folgenden Jahr wieder nach York ab. Im Jahr 869 setzten die Dänen ihre Invasion mit der Besetzung East Anglias (Winterquartier in Thetford) fort, schlugen im November 869 König Edmund von East Anglia bei Hoxne und gliederten damit dessen Reich endgültig ihren Besitzungen an. Edmund wurde bald darauf als Märtyrer verehrt. Im folgenden Jahr besetzte das Heer unter seinem Führer Guthrum das strategisch günstig gelegene Reading an der Themse, um Wessex zu erobern, und lieferte sich mit den Westsachsen zwischen 870 und 871 mehrere Schlachten mit wechselndem Ausgang, so bei Englefield, bei Reading selbst, bei Ashdown, Basing, und Merantūn (Ort unbekannt, vielleicht Marton). Eine neue Flotte, die 871 in die Themse einfuhr, verstärkte das Große Heer in Reading. Alfred, der die Regentschaft über Wessex von seinem 871 verstorbenen Bruder Æthelred übernommen hatte, konnte trotz neun weiterer Schlachten (so unter anderem bei Wilton) jedoch keinen entscheidenden Vorteil erlangen und die erschöpften Gegner schlossen einen Waffenstillstand. Die Wikinger zogen sich nach London zurück.

Zwischen 871 und 874 richtete das Große Heer seinen Fokus auf Mercia. Winterlager in London (871/872), Torksey (872/73) und schließlich Repton (873/874) in Derbyshire, Sitz und Begräbnisstätte der mercischen Könige, bildeten die Eckpunkte der Route des Heeres durch Mercia. In Repton konnten durch umfangreiche Ausgrabungen das Lager des Großen Heeres rekonstruiert werden. So wurde unter anderem ein Massengrab mit den Gebeinen von mindestens 249 Angehörigen des Wikingerheeres entdeckt. Nach drei Jahren war Mercia gefallen. König Burgred zog 874 das Exil in Übersee vor (er starb bald darauf in Rom) und die Wikinger setzten an seiner Stelle den Schattenkönig Ceolwulf ein. Im selben Jahr teilte sich das Heer in Repton. Der Anführer des Heeres, Halvdan, zog mit einem Teil der Armee nach Northumbria. Nachdem er dort am nördlichen Grenzfluss Tyne in Kämpfen gegen Pikten und die Briten von Strathclyde sichere Grenzen errichtet hatte, teilte er im Jahr 876 das Land unter seine Gefolgsleute auf. In nur zehn Jahren waren East Anglia, Northumbria und Mercia in dänische Hände gefallen, einzig Wessex bot noch Widerstand.

Das Hauptheer zog 874 nach Cambridge. Von dort aus wurde 875 erneut ein Versuch unternommen, das letzte verbliebene angelsächsische Königreich Wessex zu erobern. Ohne auf Widerstand zu stoßen, gelangte das Heer bis nach Wareham an der Kanalküste, wo es den folgenden Winter verbrachte. 876 zog es weiter nach Exeter. Nach Verhandlungen zog das Heer 877 nach Gloucester in Mercia ab. Die Wikinger teilten das Land in ein englisches Westmercia und ein dänisches Ostmercia. Letzteres gaben sie zur Besiedlung frei und verringerten damit die Stärke ihrer Armee ein zweites Mal. 878 drangen sie erneut nach Wessex ein, benutzten Chippenham als Stützpunkt und brachten weite Teile von Wessex unter ihre Kontrolle. König Alfred zog sich in das unwegsame Sumpfland von Somerset zurück, wo er von der befestigten Insel Athelney aus Angriffe auf die Wikinger durchführen ließ. Im Frühjahr 878 schlug Alfred mit seinem nun gesammelten Heer die Wikinger bei Edington so nachhaltig, dass sie nach der darauf folgenden Belagerung ihres Hauptquartiers Chippenham in Verhandlungen einwilligten, die in den Vertrag von Wedmore mündeten. Der Führer der Wikinger, Guthrum, ließ sich mit dreißig seiner Gefolgsleute taufen, stellte Geiseln und zog im Laufe des Jahres aus Wessex nach Cirencester in Mercia ab. 879 zog das Heer dann endgültig nach East Anglia, um das Land unter sich aufzuteilen. 880 verließ Guthrum mit einem Teil seiner Männer England, um auf dem Kontinent im Karolingerreich zu plündern.

Angriffe zwischen 892 und 896

Wikingerüberfälle zwischen 892 und 896.
S. Bollmann, England Grosses Heer 892, CC BY-SA 3.0

Bis 884 hatte Wessex Ruhe. In diesem Jahr landete Guthrum bei Rochester in Kent, wo sein Heer durch Wikinger aus East Anglia verstärkt wurde. König Alfred, der in den vorangegangenen Jahren Zeit zum Aufbau einer effektiven Verteidigung hatte, konnte den Angriff jedoch bis 886 abwehren und außerdem London erobern. Der Vertrag von Wedmore wurde erneuert und eine Grenzziehung vereinbart: Die Themse hinauf, und sodann den Lea hinauf, und den Lea entlang bis zu seiner Quelle, dann in gerader Linie nach Bedford, dann die Ouse hinauf bis zur Watling Street.

Größere Angriffe fanden erst wieder ab 892 statt, als das Große Heer, das sich 879 auf dem Kontinent gebildet und seitdem fränkische Gebiete an Rhein, Maas, Schelde, Somme und Seine geplündert hatte, in zwei Gruppen nach England segelte und Lager in Kent (Milten Regis, Appledore) errichtete. Nach Vereinigung der Gruppen zog das Heer 893 bis nach Buttington im Westen Mercias, um von dort aus Mercia und Wales zu plündern. Die Wikingerarmee wurde jedoch von einem walisisch-englischen Heer bedrängt und wich in die Ruinen der verlassenen Römerfestung Chester im Norden Mercias aus, wo sie Unterstützung durch Landsleute aus dem Danelag bekam. Gleichzeitig wurde Exeter von einer weiteren Wikingergruppe angegriffen. Nachdem im folgenden Jahr Wales geplündert wurde, zog sich das Heer von Chester bis nach Mersea in Essex zurück. Ein Lager auf einer Insel im Lea belagerte Alfred 894 erfolgreich. Auch ein weiterer Vorstoß der Wikinger 895 nach Bridgnorth am Severn blieb erfolglos, so dass sich das Heer 896 auflöste. Teile siedelten im Danelag. Wer nicht genug besaß, um sich dort Land zu kaufen, zog ins Frankenreich, um an der Seine mit weiteren Plünderungen zu Reichtum zu gelangen.

Gegen neuerliche Angriffe und Plünderungen aus dem Danelag im Jahr 896 gegen die Südküste von Wessex auf Wight und in Devonshire setzte Alfred auch Schiffe ein, die er nach eigenen Plänen bauen ließ. Durch ihre Größe – zweimal so groß wie die dänischen, höher, breiter und mit sechzig und mehr Rudern – waren sie jedoch letztendlich den wendigeren Schiffen der Wikinger auf See nicht überlegen, so dass der Erfolg der englischen Flotte wechselhaft blieb, zumal die Dänen auch die erfahreneren Seeleute waren.

Eroberung des Danelags durch Wessex

Eroberung des Danelags durch Wessex.
S. Bollmann, Eroberung des Danelags, CC BY-SA 3.0

Als König Alfred von Wessex im Jahr 899 starb, hinterließ er ein gefestigtes Reich. Aus dem Burghal Hidage, einem um 910 aufgezeichneten Dokument, geht hervor, dass er mindestens dreißig Orte in Wessex befestigen ließ. Dazu gehörten alte römische Lager (wie Portchester) und Städte (wie Exeter oder Winchester), neue Städte (wie Wareham oder Wallingford) und vorgeschichtliche Wallburgen (Pilton). Diese befestigten Plätze wurden durch Hufensteuern finanziert und mit Bauern bemannt. Das Heeraufgebot teilte Alfred in zwei Hälften, von denen eine immer unter Waffen stand. Durch diese Voraussetzungen war sein Sohn und Nachfolger Eduard der Ältere (König von 899 bis 924) in der Lage, die Eroberung des Danelags zu beginnen. Nach dem Tod seines Schwagers Æthelred erhielt Eduard die Kontrolle über das Themsetal, das ihm als Ausgangsbasis für seine Eroberungen diente. Gemeinsam mit seiner Schwester Æthelflæd, die weiterhin Mercia regierte, eroberte er in den Jahren bis 918 das südöstliche Gebiet Mercias und East Anglia, indem nach und nach einzelne Wikingergruppen ausgeschaltet wurden. Ein northumbrischer Angriff wurde 910 in der Schlacht von Tettenhall abgewehrt. Die durch den englischen Sieg folgende Schwäche des Danelags begünstigte Eduards Eroberungen. Um die unter seine Kontrolle fallenden Gebiete zu sichern, wurden weiterhin neue burhs angelegt. Bis 920 war auch das Gebiet der Fünf Städte erobert worden. 919–920 wurden schließlich im nördlichen Grenzbereich als Ausgangsbasis für die Eroberung des Königreiches York die burhs von Thelwall, Manchester und Bakewell angelegt. Für das Jahr 920 berichtet die Angelsächsische Chronik über Eduard den Älteren:

Als Herrscher über ganz England übte Eduard somit zusätzlich eine Art Oberherrschaft über die angrenzenden Gebiete seines Herrschaftsbereiches aus. Wessex hatte sich als einzig überlebendes der angelsächsischen Königreiche gegen das Danelag durchgesetzt. Durch die Vereinigung der verschiedenen Territorien entstand in der Folgezeit das Königreich England und Eduard der Ältere kann somit – ohne die Leistungen Alfred des Großen zu schmälern – als erster gesamtenglischer König gelten.

Das dänisch dominierte Königreich York war zum Anfang des 10. Jahrhunderts in einen Abwehrkampf gegen norwegische Wikinger aus Dublin verstrickt und konnte dem angelsächsischen Vorstoß deswegen keine entscheidenden Kräfte entgegensetzen. Ab 919/20 wurde York unter dem Norweger Ragnvald Teil eines hiberno-norwegischen Machtblocks, der sich bis nach Dublin erstreckte. Eduards Sohn und Nachfolger Æthelstan (König von 925 bis 939) setzte sich 927 nach der Vertreibung des hiberno-norwegischen Herrschers Guthfrith in den Besitz des Königreiches York und ließ sich noch im selben Jahr von den Königen von Schottland, Strathclyde, Westwales (Cornwall), Gwent (in Wales) und dem Earldorman des angelsächsisch dominierten Nordteils von Northumbria, dem alten Bernicia, in Bamburgh huldigen.

Ein Versuch von Olaf Guthfrithsson, dem irisch-norwegischen Herrscher von Dublin, gemeinsam mit den Königen der Schotten und von Strathclyde die angelsächsische Vormachtstellung im Norden Englands zu brechen und die Achse Dublin–York erneut zu festigen, endete 937 in der Schlacht bei Brunanburh (Ort unbekannt, möglicherweise bei Bromborough in Cheshire) mit dem endgültigen Sieg der Angelsachsen unter Æthelstan. Erst nach dessen Tod 939 herrschten kurzzeitig wieder Norweger in York. Mit dem Tod von Erik Blutaxt 954 in der Schlacht von Stainmore endete jedoch die skandinavische Herrschaft in England oder Teilen davon bis zum Anfang des 11. Jahrhunderts.

Skandinavische Siedlung im Danelag

Anzahl der Siedler und Verlauf der Siedlung

Verbreitung skandinavischer Ortsnamen in England.
S. Bollmann, Skandinavische Ortsnamen in England, CC BY-SA 3.0

Da zur Bewertung der skandinavischen Siedlungstätigkeit auf dem Gebiet des Danelags so gut wie keine schriftlichen Quellen existieren, ist die Forschung noch nicht zu einem allgemein anerkannten Konsens gelangt. Auch archäologische Funde können die offenen Fragen nur bedingt beantworten. Als einzige zeitgenössische Schriftquelle trifft die Angelsächsische Chronik Aussagen zu skandinavischen Ansiedlungen.

Ähnliche Hinweise gibt die Chronik 877, als ein weiterer Teil des Großen Heeres das östliche Mercia unter sich aufteilte. 879 ließ sich schließlich der letzte Teil des Wikingerheeres in East Anglia nieder, nachdem die Wikinger es besetzt und aufgeteilt hatten.

Für 892 berichtet die Chronik, dass das Große Heer vom Festland sich mit Pferden nach England einschiffte und 893 heißt es, dass die englische Armee beim Angriff auf das Lager des Wikingerheeres in Benfleet an der Themsemündung Hand an alles Eigentum der Dänen und an Frauen und Kinder legte. Im folgenden Jahr wird berichtet, dass die Dänen ihre Frauen nach East Anglia in Sicherheit brachten und 896, als sich die dänische Armee auflöste, ging ein Teil nach Northumbria, ein weiterer nach East Anglia und diejenigen, die mittellos waren, schifften sich für erneute Plünderungen ins Frankenreich ein. Als sich 902 verschiedene irische Könige zusammenschlossen und die Wikinger von Dublin besiegten und vertrieben, siedelten sich diese im Nordwesten Englands an.

Die Größe des Großen Heeres von 865 wird heute auf etwa 500 bis 3000 Mann geschätzt. Bei dieser gering erscheinenden Zahl ist allerdings zu bedenken, dass das Heer meist gegen eilig einberufene Bauernaufgebote kämpfte, die gegen die militärisch straff geführten und kampferprobten Wikinger nur geringe Chancen auf einen Sieg hatten. Auch das Große Heer, das 892 laut Angelsächsischer Chronik in zwei Gruppen zu 250 und 80 Schiffen vom Kontinent übersetzte, hatte nach heutigen Schätzungen weit weniger als 10.000 Kämpfer. Um die stark skandinavische Prägung des Danelags zu erklären, wurde in der Forschung eine zweite Einwanderungswelle angenommen, die hinter dem militärischen Schutzschirm der Eroberer das Land besiedelt hätten Der Beweis für diese Annahme ist jedoch schwierig zu erbringen.

Etymologische Spuren

Als weiterer Hinweis nach den spärlichen schriftlichen Quellen dient zur Rekonstruktion der Siedlungstätigkeit die Liste der Ortsnamen, die im Domesday Book von 1086 aufgeführt werden. Das Domesday Book diente König Wilhelm dem Eroberer (König von 1066 bis 1087) zur Erfassung der Leistungen derjenigen Ländereien, die der Krone gehörten. Dabei gibt es vor allem drei wichtige verschiedene Formen von Ortsnamen skandinavischen Ursprungs:

  • Ortsnamen des so genannten Grimston-Mischtyps, die aus einem altnordischen Personennamen und dem altenglischen Suffix -tūn, was so viel wie Dorf oder Gehöft bedeutet, bestehen. (Beispiele: Grimston, Barkston, Thurvaston)
  • Rein skandinavische Ortsnamen, die auf -by (Dorf, Gehöft) enden. Davon gibt es fast 800, allein in Lincolnshire 200. (Beispiele: Derby, Selby, Danby, Thoresby)
  • Orte, deren Namen auf -thorpe enden, was einen abgelegenen Weiler, eine nachrangige Siedlung bezeichnet. (Beispiele: Grimsthorpe (Odinsdorf), Scunthorpe, Swainthorpe, Weaverthorpe)

Neben diesen Namensbestandteilen finden sich verschiedene weitere, weniger häufige Suffixe altnordischen Ursprungs in vielen Ortsnamen. Beispiele dafür sind Namen auf -ey, -bost, -dale, -gate, -kirk oder -toft. Allein für das Territorium der Fünf Städte verzeichnet das Domesday Book mehr als fünfhundert Dorfnamen dänischen Ursprungs.

Die ältere Forschung ging davon aus, dass sich das Große Heer unter seinen Führern in breiter Masse in den Gebieten des Danelags niedergelassen hätte. Als Argument für eine hohe Anzahl an Siedlern wurde auch die beobachtete höhere Konzentration von Freibauern (socmen) im Gebiet des Danelags aufgeführt. Diese resultiert jedoch nicht direkt aus den im Gegensatz zum angelsächsischen England anderen sozialen und ökonomischen Verhältnissen, die die skandinavischen Siedler aus ihrer Heimat mitbrachten. Vielmehr führte im Königreich Wessex der Abwehrkampf gegen die skandinavischen Eroberer zu einer Zentralisierung der Verwaltung und einer Konzentration der ökonomischen Ressourcen. Dazu gehörte auch eine verstärkte Bildung von Grundherrschaften mit unfreien Bauern und daraus resultierender Abnahme freier Bauern. Im Gegensatz dazu blieb das Danelag unter lokalen Führern politisch zersplittert und unabhängige Bauern waren häufiger. Und deren Status war nicht durch die Herkunft bestimmt, sondern durch die Art der festgelegten Steuern: Nur sechs von 74 Freibauern, die in Urkunden aus dem 11. Jahrhundert erwähnt werden, tragen skandinavische Namen.

Die Überlegungen zur Siedlungsgeschichte gehen auch auf die räumliche Verteilung der verschiedenen Namenstypen im Vergleich mit den landwirtschaftlichen Gegebenheiten ein. Orte mit Dorfnamen des Grimston-Typs befinden sich meist auf gutem Ackerboden. Es handelt sich dabei um bestehende angelsächsische Dörfer, die von ihrem neuen skandinavischen Besitzer umbenannt wurden. Die Dörfer des Typs mit -by scheinen auf eine zweite Besiedlungsphase hinzudeuten, bei der bis dahin noch brachliegendes, jedoch nutzbares Land erfasst wurde. Die Orte befinden sich weit weniger häufig auf gutem Ackerboden. Orte mit der Namensendung -thorpe befinden sich hingegen fast immer an Randbereichen kultivierbaren Bodens und scheinen somit zuletzt entstanden zu sein. Darauf deutet auch die Verwendung des Suffixes -thorpe hin.

Aus diesen Erkenntnissen wurde abgeleitet, dass sich die skandinavische Siedlung in zwei Phasen vollzog: Nach der Eroberung und militärischen Sicherung des Danelags in Phase eins sei in der zweiten Phase durch Zuzug von Landsleuten das Land im Danelag flächendeckend besiedelt worden. Da diese Annahme jedoch große Unsicherheiten aufweist, hat sie sich nicht endgültig durchsetzen können. So ist nicht bekannt, ob und in welchem Umfang Ende des 9. Jahrhunderts ungenutztes, kultivierbares Land überhaupt vorhanden war. Ebenso ist eher damit zu rechnen, dass die neuen Herren das Land nach Gutdünken unter sich aufteilten, anstatt die bisherige Siedlungs- und Landverteilungsstruktur unangetastet zu lassen und neue Siedlungen abseits der bestehenden zu errichten. Als sicher galt auch lange, dass ein Zuzug durch weitere Siedler stattgefunden haben musste, da die skandinavischen Heere nach heutigen Schätzungen nur wenige tausend Mann umfassten.

Archäologische Funde

Städte

Umfangreiche Ausgrabungen haben besonders in York und Lincoln Einblicke in die städtische Kultur des Danelags ermöglicht. Die Stadt York wurde bald nach ihrer Einnahme durch die Wikinger 866 neu befestigt, indem die alten römischen Mauern repariert wurden. Es scheint einen starken Zustrom neuer Siedler gegeben zu haben, denn das Straßennetz wurde neu angelegt. Die zahlreichen Straßen mit dem Suffix -gate geben noch heute Zeugnis davon. Am Ufer der Ouse wurden Schiffsanleger erbaut. Zwischen 1976 und 1981 wurden an verschiedenen Stellen der Altstadt Grabungen durchgeführt. Auf den untersuchten Grundstücken in der Coppergate standen rechteckige Holzbauten, deren Giebelseiten zur Straße zeigten. Oft schloss sich dahinter ein weiteres, als Werkstatt genutztes Haus an. Es fanden sich Reste von Werkstätten zur Holzbearbeitung, eine Juwelierwerkstatt und eine der seltenen Münzprägestätten mitsamt Prägestempel und Probeprägungen. Funde von Textilien, Kämmen, Metallprodukten aus Bronze, Gold, Silber und Blei, Glasperlen, Holz- und Lederartikeln geben die Vielfalt der hier ausgeübten handwerklichen Tätigkeiten wieder. Die weitläufigen Handelsverbindungen zeigen verschiedene aus dem Ausland stammende Waren wie Seide aus Byzanz, Weinkrüge aus dem Rheinland, Wetzsteine aus Norwegen, Bernsteine von der Ostsee und das Gehäuse einer exotischen Kaurischnecke aus dem Roten Meer. Die Bedeutung Yorks nahm erst nach der Eroberung Englands durch die Normannen ab. Einerseits orientierte sich der Handel mehr auf die Gebiete um den Ärmelkanal und zweitens äscherte Wilhelm I. die Stadt sowie weite Teile Nordenglands nach einem antinormannischen Aufstand 1069 ein. Die Grabungsflächen in der Coppergate wurden nach Abschluss der Untersuchungen konserviert und als Jorvik Viking Centre der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Auch in Lincoln legten die skandinavischen Siedler ein neues Straßennetz an, wie Ausgrabungen ergaben. Etwa um 900 teilten sie den Raum innerhalb der alten römischen Befestigung neu ein. Wie in York wurden auch hier Waren aus verschiedenen Gebieten Europas und Vorderasiens gefunden. Ebenso kamen Hinterlassenschaften der einheimischen handwerklichen Produktion bei den Ausgrabungen ans Tageslicht.

In Stamford wurde typisch geformte Töpferware auf dem Rad hergestellt, die sich über das Gebiet der Fünf Burgen ausbreitete und damit gleichzeitig dessen Einflussgebiet markierte. Es wurden bei Ausgrabungen Töpfe, Schüsseln, Krüge, Kannen und Geschirr dieses Typs gefunden. Wertvollere Ausführungen dieser Ware waren glasiert.

Ländliche Siedlungen

Hofanlage des 9. Jahrhunderts, Ribblehead, North Yorkshire.
S. Bollmann, Ribblehead Ausgrabung, CC BY-SA 3.0

Nur eine geringe Anzahl ländlicher Siedlungen wurde im Danelag und im Königreich York ausgegraben. In Ribblehead in Yorkshire (54° 12′ 3,9″ N, 2° 21′ 38,1″ W) fand sich ein Langhaus, das norwegischen Gebäuden der gleichen Zeit ähnelt. Auch an anderen Plätzen fanden sich ähnliche Strukturen. Überall schien einer Mischung aus Landwirtschaft und handwerklicher Tätigkeit nachgegangen worden zu sein. Hier und bei weiteren Ausgrabungen landwirtschaftlich geprägter Siedlungen konnte keine eindeutige skandinavische Zuordnung der ehemaligen Bewohner durchgeführt werden. Im Gebiet der Fünf Städte wurden in Goltho bei Lincoln und in Sulgrave Reste von Langhallen gefunden, die von einer befestigten Einfriedung umgeben waren. Auch hier konnten die Siedlungen nicht eindeutig dem angelsächsischen oder dem dänischen Bevölkerungsteil zugeordnet werden. Gräber, die durch Beigaben als heidnisch erkennbar sind, fanden sich nur selten. Dies kann als Beleg für die schnelle christliche Assimilation der Siedler gelten.

Kultur und Religion

Der Einfluss der skandinavischen Siedler wird auch an verschiedenen Steinskulpturen deutlich, die sich durch ihren Werkstoff besser erhalten haben als andere materielle Zeugnisse. Eine besondere Form von Grabmälern sind die Hogback-Steine, die im 10. Jahrhundert entstanden: Grabsteine in Form eines Hauses mit gewölbten Seitenwänden und gebogenem Dachfirst. Die Stirnseiten werden bei manchen Exemplaren von einander zugewandten Bärenköpfen gebildet. Die Seitenflächen sind oft mit bildlichen Darstellungen oder auch mit Knotenmustern im Borre-Stil verziert. Hogback-Steine bedienten den Geschmack der skandinavischen Siedler und finden sich vor allem in Yorkshire (besonders häufig im Tal des Tees‘) und Cumbria bis hinauf nach Schottland. Einige Exemplare haben sich bis heute an über 30 Standorten erhalten, unter anderem in Brompton, Ingleby Arncliffe (alle Yorkshire), Gosforth (Cumbria), Heysham (Lancashire), West Kirby (Wirral) oder Govan und Luss (alle Schottland).

Steinkreuze wurden schon vor der skandinavischen Eroberung gesetzt, jedoch nahmen die Werkstätten der Steinmetze sich der skandinavischen Formensprache an. So wurden Darstellungen von christlich-religiösen Szenen mit heidnischen Motiven gemischt. Das mit Borre-Mustern verzierte Kreuz von Gosforth in Cumbria aus dem 10. Jahrhundert, das eine Kreuzigungsszene mit Darstellungen aus dem Ragnarök verbindet, ist ein gutes Beispiel dafür. Am selben Kreuz wird auch der irische Einfluss deutlich, den die norwegischen Siedler an der Westküste Englands mitbrachten: Der ringförmige Kreuzkopf ist ein typisch irisches Stilmerkmal. Das Kreuz von Gosforth ist das größte noch erhaltene Werk der Bildhauerei in England vor der normannischen Eroberung. Weitere Skulpturen und Kreuze wie in Sockburn (Durham) und Middleton (Yorkshire) zeigen die skandinavischen Herren des Danelags, wie sie sich selbst gerne dargestellt sehen wollten: in Rüstung und mit Waffen.

Die Entstehung all dieser Grabmäler und Kreuze mit christlicher Symbolik im 10. Jahrhundert zeigt, wie schnell sich die kulturelle Assimilation der Skandinavier vollzog. Die Bereitschaft der skandinavischen Eroberer, den christlichen Glauben anzunehmen, war schon durch die Taufe Guthrums in Wedmore 878 angedeutet worden. Auch Münzen, die die skandinavischstämmigen Könige von York prägen ließen, unterstreichen diesen schnellen Wandel. Schon um die Wende zum 10. Jahrhundert sind christliche Kreuze als Münzsymbole und Umschriften wie Dominus deus omnipotens rex (Herr und Gott allmächtiger König) verwendet worden. 905 wurden in York Pennies mit der Umschrift Sancti Petri moneti (Sankt-Peters-Geld) geprägt. Um 895 wurde ein skandinavischer Anführer nach christlichem Ritual im Yorker Münster begraben. Und schon 883 konnten sich Mönche, die noch acht Jahre zuvor aus Lindisfarne geflohen waren, beruhigt wieder in Northumbria niederlassen. Eine gewisse Zäsur bedeuteten die Eroberungsversuche der hiberno-norwegischen Könige von Dublin. Auf Münzen der Könige Ragnvald und Sigtrygg werden neben dem Kreuz auch wieder heidnische Symbole wie der Thorshammer benutzt. Olav Sigtryggssons Münzen zeigen unter anderem ein Rabenbanner. Doch auch das blieb nur Episode. Olav starb 981 zurückgezogen im Kloster Iona. Und schon mit Oswald von York wurde ein Enkel eines der Skandinavier, die zur Zeit des Großen Heeres nach England gekommen waren, Erzbischof von York. Er wurde bald nach seinem Tod 992 als Heiliger verehrt.

Nachwirkung

Die skandinavischen Siedler übten in den verschiedensten Lebensbereichen eine nachhaltige Wirkung auf die englische Gesellschaft aus. So wurde die englische Sprache stark durch das Dänische beeinflusst. Die etwa 600 ins moderne Englisch übernommenen Lehnworte finden sich nicht nur in bestimmten Domänen oder speziellen Tätigkeitsfeldern, sondern weit gefächert in jedem Bereich des Englischen. Dazu gehören so gebräuchliche Worte wie happy (heppinn – glücklich), call (kall – Ruf), fellow (felagi – Kamerad), loose (losa – locker), knife (knífr – Messer), take (taka – nehmen), window (vind-auga – Fenster), egg (egg – Ei), ill (íllr – krank), die (deyja – sterben), law (log – Gesetz), die die ursprünglich vorhandenen angelsächsischen Begriffe abgelöst haben. Es erfolgte auch eine Änderung der Sprachstruktur durch die skandinavischen Siedler. Die Einführung eindeutiger Personalpronomen für die dritte Person Plural they, them, their (þeir, þeim, þeirra), Pro-Verben wie thence (von da) oder whence (von wo) und Präpositionen wie from (von) oder til (bis) ist ebenso auf den skandinavischen Einfluss zurückzuführen. Die Lehnworte in englischen Dialekten gehen in die tausende, besonders im landwirtschaftlichen Umfeld. Das weist darauf hin, dass viele skandinavische Siedler ihr eigenes Land bebauten und ihr eigenes Vieh hielten. Der starke sprachliche Einfluss beruht auch auf der Ähnlichkeit vieler altnordischer und altenglischer Worte.

Die englischen Könige bemühten sich durch verschiedene Maßnahmen, nach der Eroberung des Danelags die Einheit des Reiches zu festigen. Dazu gehörten auch die Sammlung und Vereinheitlichung von Rechtstexten. Der skandinavische Einfluss in den Gebieten des Danelags war jedoch so stark, dass auch nach der Rückeroberung durch die Angelsachsen die unterschiedlichen Rechtstraditionen von Skandinaviern und Angelsachsen berücksichtigt werden mussten. Ein unter König Edgar (König von 959 bis 975) erstelltes Gesetzeswerk ist das erste von mehreren Gesetzessammlungen, die die Unterschiede zwischen den Rechtsgebräuchen von Angelsachsen und Skandinaviern zeigen. Etwa um die Jahrtausendwende, unter Edgars Sohn und Nachfolger Æthelred (König von 978 bis 1013 und 1014–1016), wurden sogar zwei getrennte Codices veröffentlicht, einer für die Gebiete mit englischem Recht, einer für die Gebiete der Fünf Städte. Eine zum restlichen England verschiedene Identität des Danelag-Gebietes ist also noch lange nach der englischen Rückeroberung feststellbar. Zu den Dingen, die das Dane Law im Gegensatz zum English Law kannte, gehörten zum Beispiel der Einsatz von zwölf Geschworenen, von denen mindestens acht ein einhelliges Urteil fällen mussten. Auch der Eid vor dem Gericht geht auf skandinavisches Recht zurück. Eine lahslit genannte Buße für einen Rechtsbruch existierte nur im Gebiet des Danelaw. Die Stellung des hide als Bemessungsgrundlage für die Grundsteuer in angelsächsischen Teil Englands nahm im nördlichen Danelag die caracuta ein.

Erst in jüngster Zeit entdeckten Forscher der Universität von Süddänemark, dass ein bislang als Fälschung angesehenes Rechtswerk, das als Codex Wetmorii in der Privatbibliothek eines dänischen Grafen verwahrt wurde, signifikante Textähnlichkeiten mit dem späteren jütischen Recht aufweist. Der von einem Frater Ejnarius verfasste Text, der das Alltagsleben im Danelag regeln sollte, kann somit als Frühform der skandinavischen Landschaftsrechte späterer Jahrhunderte gelten.

Auch im skandinavischen Raum wurde die Zeit des Großen Heeres in späterer Zeit rezipiert. Die Saga von Ragnar Lodbrok (Ragnars saga lodbrokar, 14. Jahrhundert) und noch mehr das Krákumál-Lied (Ende 12. Jahrhundert), die beide in Island entstanden, berichten in sagenhafter Verfremdung davon, wie der mehr legendenhafte als historische Ragnar von König Ælle in Northumbria in einer Schlangengrube getötet wird. Ragnars Söhne Halvdan, Ivar der Knochenlose und Ubbe rächen ihn daraufhin, indem sie in England einfallen und den König töten.

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Ivar der Knochenlose

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Bild/ Pixabay

Ivar(r) Ragnarsson († 873 in Dublin), genannt Ivar der Knochenlose (Altnordisch: Ívarr inn beinlausi), war ein Anführer der Wikinger, der an der Eroberung des Danelag beteiligt und auch in Irland aktiv war. Er ist eine Heldenfigur der Sagaliteratur.

Leben

Ivar Ragnarsson war angeblich ein Sohn des legendären Wikingeranführers Ragnar Lodbrok (dessen Historizität umstritten ist), seine Mutter soll Aslaug (die auch als Kraka erwähnt wird) gewesen sein. Sowohl Ragnar als auch sein Sohn Ivar erscheinen in der Sagaliteratur als Heldengestalten, doch diese Quellengattung ist mit einem deutlichen zeitlichen Abstand zu den berichteten Ereignissen entstanden. In den frühmittelalterlichen Quellen (Angelsächsische Chronik und irische Annalen wie den Annalen von Ulster) werden hingegen die kriegerischen Handlungen recht zeitnah beschrieben.

Wenngleich unklar bleibt, ob Ivars Vater tatsächlich ein Wikingerführer namens Ragnar war, wird Ivar das erste Mal in irischen Annalen im Zusammenhang mit einem Sieg im Jahr 857 über andere skandinavische Angreifer erwähnt, wo er Imhar genannt wird. Die folgenden Jahre stand er im Bündnis mit anderen Wikingeranführern (so mit Olaf dem Weißen) in Irland.

Gemeinsam mit seinen Brüdern Halfdan und Ubba fungierte Ivar 865 als Anführer des „großen heidnischen Heeres“ der Dänen. Ivar wird in der Angelsächsischen Chronik nur ein Mal namentlich erwähnt, doch ist seine prominente Rolle beim Wikingereinfall unbestritten. In anderen Quellen wird er auch Hingwar oder Igwar genannt. Die Wikinger eroberten 866 die bedeutende Stadt York in Northumbria und wehrten einen Rückeroberungsversuch Anfang 867 ab. Von York aus griffen sie 867 Mercia und 869 East Anglia (Ostanglien) an; im Verlauf der folgenden Feldzüge wurde 869 Edmund von Ostanglien brutal ermordet.

Die Wikinger versuchten in den 870er Jahren, ganz England zu unterwerfen, scheiterten allerdings an den Abwehrbemühungen Alfreds von Wessex. An diesen Unternehmungen scheint Ivar aber nicht mehr teilgenommen zu haben. Schilderungen in den irischen Annalen deuten vielmehr darauf hin, dass er zusammen mit dem oben erwähnten Olaf wieder in Irland aktiv wurde. Die Annalen von Ulster berichten vom Tod Ivars, dem „König der Nordmänner in ganz Irland und Britannien“ (was offenbar auf seine Machtstellung hindeutet), im Jahr 873.

Ist die oft angenommene Identifikation in den irischen und britischen Quellen zutreffend, dann war dieser Ivar auch der Gründer der skandinavischen Herrscherdynastie von Dublin (Uí Imair).

Legende

In der Ragnars saga loðbrókar wird als Grund der „Knochenlosigkeit“ ein Fluch angegeben, der über seinen Vater kam, da dieser drei Tage Enthaltsamkeit nach der Hochzeit mit Aslaug nicht einhalten wollte. Aslaug wurden Gaben der Zauberei und Hellsicht nachgesagt, und sie hatte Ragnar vor dem Verkehr in dieser Zeit gewarnt. Ebendort wird berichtet, dass Ivar anordnete, seinen Leichnam an der englischen Küste zu begraben. Solange seine Knochen diese Küste schützten, würde es keinem Feind mehr gelingen, das Land von See aus zu erobern. Die Sage berichtet ebenfalls, dass Ivar dem northumbrischen König Ælle als Vergeltung für die Tötung seines Vaters einen Blutaar schnitzen ließ.

Der Beiname

Unter Historikern ist der Hintergrund für den Beinamen der Knochenlose umstritten. Dazu existieren folgende Theorien:

  • 1949 veröffentlichte der Däne Knud Stakemann Seedorff eine Dissertation über die Osteogenesis imperfecta (umgangssprachlich als Glasknochenkrankheit bekannt), in der er Ivar als einzig historische Persönlichkeit nennt, die an dieser Krankheit gelitten habe. Seedorff weist darauf hin, dass über Ivar berichtet wird, seine Beine seien so schwach gewesen, dass er auf einem Schild getragen werden musste.
  • Rory McTurk weist im Zusammenhang mit dem Beinamen darauf hin, dass Ivars Beiname falsch assoziiert werde. „Knochenlos“ sei demnach in einigen norwegischen Erzählungen eine Bezeichnung für den Wind, sodass damit Ivars Fähigkeiten als Navigator gemeint sein können.

Buch und Film

Bernard Cornwell hat die Geschichte um die Ragnarsöhne Halfdan, Ubba und Ivar und den dänischen Versuch, England zu unterwerfen, in seiner Buchserie „The Saxon Stories“ (deutsch: Die Uhtred-Serie) verarbeitet. Weiter verwendet Harry Harrison die Geschichte um die Ragnarsson-Brüder in seiner Trilogie „Hammer und Kreuz“ (englischer Originaltitel: „The Hammer and the Cross“).

In dem im Jahre 1958 entstandenen Film Die Wikinger verkörpert Kirk Douglas die Rolle des Einar, die Ivar nachempfunden ist, in der 1989 entstandenen Komödie Erik, der Wikinger verkörpert John Gordon Sinclair die Rolle eines Ivar des Knochenlosen. In der Fernsehserie Vikings taucht Ivar, gespielt von Alex Høgh Andersen, ebenfalls auf und spielt ab der 4. Staffel eine nicht unwichtige Rolle.

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Wer war Erik Blutaxt?

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Erik I. , genannt Eiríkr blóðøx (Erik Blutaxt), bekannt für seine Brutalität, war der zweite König Norwegens (933–935) und der älteste Sohn von Harald I. (Schönhaar) und der letzte Wikinger-König von York (Jorvik).

Sein Vater hatte ihn entgegen dem damals geltenden Erbrecht, das eine gleiche Verteilung der Hinterlassenschaft unter den Erben vorsah, zum Alleinerben und Nachfolger bestimmt. Als Grund für diese Auszeichnung wird angegeben, dass seine Mutter, Ragnhild die Mächtige von Jütland, ebenfalls aus königlichem Geschlecht stammte. Seine Vorrangstellung gegenüber den übrigen Brüdern wurde durch die Ehe mit Gunnhild, der Tochter des dänischen Königs Gorm des Alten, der mit dieser Ehe die dänische Königsmacht wieder zu stabilisieren hoffte, unterstrichen. Ihr Bruder war der spätere König Harald Blauzahn, der auch König von Norwegen wurde. Aus dieser Ehe stammten die Söhne Gamle Eriksson, Guttorm, Harald Graufell, Ragnfred, Erling, Gudrød und Sigurd Sleva. Die Söhne respektierten diese Entscheidung des Vaters nicht, und so kam es schon zu Lebzeiten Haralds zu Kämpfen zwischen ihnen.

Nach seiner Machtübernahme begann Erik angeblich damit, seine 18 Brüder hinzurichten, ausgenommen seinen Nachfolger Haakon I., der in England lebte. Er hatte allerdings ziemlich sicher keine 18 Brüder wie es manchmal geschichtlich dargelegt wird.

Münze Eriks – mit der Aufschrift „Rex“ aus England.

Alle Sagas berichten lediglich, dass Erik König in Vestland – und nur dort – gewesen sei. Ihm misslang allerdings so viel, dass er 935 – nach zwei Jahren – außer Landes gehen musste. Håkon kehrte daraufhin aus England zurück. Einige Sagas behaupten, weitsichtige Männer hätten Håkon geholt, als sie mit Erik unzufrieden geworden seien, andere Sagas lassen Håkon aus eigenem Antrieb zurückkehren, um die Königsmacht zu übernehmen.

Man weiß nicht, wohin sich Erik wandte, als er Norwegen verließ, möglicherweise zog er nach England. Allerdings gibt es Berichte, dass er ab 937 die Orkneys als Basis für Raubzüge nutzte. Er versuchte zwischendurch auch vergeblich, in Trøndelag seine Regentschaft zurückzugewinnen. Am Ende seines Lebens wird von ihm als König in Jorvik (=York) berichtet.

Eriks Herrschaft in Jorvik traf auf heftige Opposition, und er starb 954 in der Schlacht bei Stainmore, Westmorland in England, gegen seinen Rivalen König Magnus, Sohn des Königs Olaf Cuaran von Dublin.

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Die Eresburg, Festung der Sachsen und Ort der Irminsul

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Die Eresburg. Teta, Marsberg-Obermarsberg Sauerland Ost 497 pk, CC BY-SA 3.0

Die Eresburg (heute im Gebiet von Obermarsberg, Stadtteil von Marsberg im Hochsauerlandkreis) ist die größte bekannte (alt)sächsische Volksburg. Die Höhenburg lag bei 390 m ü. NN auf einem Tafelberg, dem Eresberg, zwischen 130 und 150 m über der Diemel, einem Zufluss zur Weser, im äußersten Süden des sächsischen Gaues Engern an der Grenze zum Herzogtum Franken.

Geschichte

1646, Skizze der Beschießung der Festung.

Auf dem Berg fanden sich Spuren, die darauf hindeuten, dass sich hier schon zu vorgeschichtlicher Zeit Menschen aufgehalten haben. Auch fanden sich Keramikreste aus der Michelsberger Kultur. Ausgrabungen in der Nähe der heutigen Stiftskirche ergaben auch Hinweise auf Gräben, Wälle und Pfosten. Die Radiokohlenstoffdatierung deutet auf den Ursprung in der vorrömischen Eisenzeit hin: Danach stammt das Holz der Pfosten von Bäumen, die zwischen 420 und 370 v. Christus zu datieren sind.

Die ältere Forschung hat die Eresburg als Grenzburg der Cherusker und Festung des Segestes betrachtet, wo dieser seine Tochter Thusnelda gefangen gehalten haben soll. Belege dazu gibt es nicht.

Der Berg war bedingt durch seine günstige Grenzlage immer wieder hart umkämpft und wurde im Zuge der Sachsenkriege im Jahre 772 von dem Frankenkönig Karl dem Großen erobert. Karl der Große ließ die hier oder in der Nähe befindliche Irminsul zerstören, beauftragte den Fuldaer Abt Sturmius 779 mit der Missionstätigkeit in diesem Raum und wies ihm diesen Ort zu. Bereits 784/785 überwinterte Karl der Große auf der Eresburg und ließ (eventuell an der Stelle des ehemaligen sächsischen Heiligtums) eine Kirche errichten. Papst Leo III. soll im Jahre 799 auf seinem Weg nach Paderborn auf der Eresburg gewesen sein. Bei der Eresburg fand 915 eine blutige Fehde zwischen dem sächsischen Herzog Heinrich und dem ostfränkischen König Konrad statt. An der Schlacht soll auch der Paderborner Bischof Theoderich kämpfend beteiligt gewesen sein. Im Juli 938 belagerte ein Heer Ottos I. die Eresburg (urkundlich Heresburg), weil sich dort der Aufständische Thankmar, der ältere Halbbruder des Königs, verschanzt hatte. Am 28. Juli öffnete die Burgbesatzung aus Furcht vor der Stärke des Gegner freiwillig die Burgtore, ohne allerdings einer anschließenden Plünderung zu entgehen. Thankmar floh in die durch Papst Leo geweihte Peterskirche und ergab sich, indem er sein Schwert auf dem Altar ablegte. Dennoch wurde er angegriffen und hinterrücks von Maincia, einem Dienstmann seines anderen Halbbruders Heinrich, erstochen. König Otto bedauerte das Geschehen, ließ es aber ungesühnt. Die Gefolgsleute Thankmars wurden zum Galgen verurteilt. Am Ort des Geschehens – der Stiftskirche des ehemaligen Klosters Obermarsberg – erinnert noch heute ein gekrönter Kopf an einem Pfeiler.

Eresburg als Standort der Irminsul

1646, Skizze der Beschießung der Festung

Bei der Eresburg befand sich möglicherweise die Irminsul, eines der höchsten Heiligtümer der Sachsen. Die Formulierungen in den Annales regni Francorum (Fränkische Reichsannalen) zum Jahr 772 legen nahe, dass sich die Irminsul entweder auf der Eresburg oder in deren Nähe befunden haben könnte. Die Annales Petaviani schreiben: „Er eroberte die Eresburg und gelangte an den Ort, der Ermensul heißt, und setzte diese Orte in Brand.“ Zum einen eroberte Karl also die Eresburg und zum anderen „pervenit ad locum, qui dicitur Ermensul“, d. h., gelangte er an den Ort, der Irminsul genannt wird. Den Ort der Eresburg hat der Verfasser als „Erisburgo“ bezeichnet, also nicht Ermensula. Der dritte Teil des Satzes besagt „et succendit ea loca“, d. h., er setzte „diese Orte“ (Plural) in Brand. Karl zog also von der Eresburg weiter.

Laut anderer Quellen lagerte Karl am Bullerborn, einer intermittierenden Quelle bei Altenbeken, bevor er an den darauffolgenden Tagen das Irminsul-Heiligtum eroberte und zerstörte.

Die Frage nach dem Standort der Irminsul ist aber wahrscheinlich irreführend, da es mehrere gegeben haben dürfte.

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Der Germanische Kriegsgott „Odin“

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Bild / Shutterstock

Odin oder südgermanisch Wōdan (altisländisch Óðinn, altenglisch Wōden, altsächsisch Uuoden, althochdeutsch Wuotan, langobardisch Godan oder Guodan, neuhochdeutsch nach Richard Wagner Wotan; aus diesen Formen erschließt sich der gemeingermanische Göttername *Wôðanaz) ist der Hauptgott in der nordischen Mythologie der eddischen Dichtung. Dort fungiert er als Göttervater, Kriegs- und Totengott, als ein Gott der Dichtung und Runen, der Magie und Ekstase mit deutlich dämonisch-schamanischen Zügen.

Darstellung

Bisher liegen Odin zugeschriebene Darstellungen meist in Form eines Reiters vor. Entscheidend ist, dass Odin, wie auf der Illustration rechts, meist einäugig dargestellt wird, da er Mimir ein Auge als Pfand überließ, um in die Zukunft sehen zu können. 2009 wurde bei Ausgrabungen in Gammel Lejre in Dänemark eine 1,75 cm hohe und 1,98 cm breite vergoldete Figur aus Silber gefunden. Das Museum Roskilde datiert den einzigartigen Fund auf 900–1000 n. Chr. Es handelt sich dabei um eine Darstellung von Odin und seinem magischen Thron Hlidskialf mit den Raben Hugin und Munin. Der Thron befähigt Odin, alle neun Welten zu sehen. Dass das linke Auge auf manchen Abbildungen schlecht zu sehen ist, verweist jedoch nicht auf das Auge, das Odin opferte, um Weisheit zu erlangen. Die linke Gesichtshälfte wurde nur nachträglich etwas blanker geschliffen. Kleine Throne wurden auch bei anderen archäologischen Ausgrabungen gefunden, darunter auch in Haithabu. Jedoch fehlt auf diesen eine Person. Der Fund in Gammel Lejre ist die älteste bekannte Darstellung von Odin und seinem magischen Thron Hlidskialf.

Odin_riding_Sleipnir
Abbildung von Odin auf Sleipnir aus der isländischen Eddahandschrift NKS 1867 4to von Ólafur Brynjúlfsson aus dem Jahre 1760

Etymologie

Je nach Kontext sind im Deutschen sowohl die nordgermanische Namensform Odin als auch die südgermanischen Formen Wodan oder, in hochdeutscher Lautung, Wotan üblich. Der älteste schriftliche Nachweis des Namens ist eine Runeninschrift auf einer Bügelfibel von Nordendorf aus dem sechsten Jahrhundert n. Chr., die neben anderen Namen wodan nennt. Die zweite Silbe wird schon im Nordseegermanischen zu -en oder -in umgebildet (angelsächsisch Wōden). In den nordgermanischen Sprachen fiel dazu noch das anlautende w- (wie stets vor o und u) aus. Der früheste Beleg für den Götternamen Odin aus der Zeit um 725 n. Chr. fand sich in der Form uþin auf einem mit Runen beritzten Schädelfragment.

Beide Namensvarianten entstammen einem Wortgeschlecht, das eine westliche Dehnform zum indogermanischen *wat „anblasen, anfachen“, im übertragenen Sinn „inspirieren“, darstellt, verwandt mit altindisch vátati. Die rekonstruierte protogermanische Urform des Götternamens lautet *Wōdanaz. Das mittelhochdeutsche und althochdeutsche wuot, neuhochdeutsch Wut, entstammt ebenfalls diesem indogermanischen Wortgeschlecht, entsprechend altnordisch ódr, mit der Bedeutung von „Stimme, Gesang, Leidenschaft, Dichtung“, verwandt mit gemeingermanisch *wōda „besessen, erregt“. Diese Bedeutungen sind charakteristische Darstellungen der Wesenhaftigkeit und der Handlungsmaximen Odin–Wodans. Die inspirierte seelische Erregung kann sich ebenso auf die poetische Dichtung beziehen wie auf die Magie und deren Möglichkeiten im Krieg, indem die Gegner magisch getäuscht wurden, oder auf die jähzornartige Berserkerwut. Dementsprechend schreibt Adam von Bremen in der Beschreibung des Tempels von Uppsala in seinen aus dem elften Jahrhundert stammenden Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum: „Wuodan id est furor“ („Wodan, das heißt Wut“).

Mit der Zweiten Lautverschiebung wurde aus dem südgermanischen Wodan althochdeutsch Wuotan und langobardisch Wotan bzw. in romanischer Schreibweise G(u)odan.

In der Neuzeit, vor allem im Zuge der Romantik wurde der Name im Deutschen wieder aufgenommen. Richard Wagner verwendete zunächst die westgermanische Lautform Wodan (so im II. Akt des Lohengrin), ab etwa 1860 entschied er sich jedoch für die zwischen Wodan und Wuotan vermittelnde Schreibweise Wotan. Diese Namensform, die im Frühmittelalter nur im Langobardischen einmal belegt ist, wurde durch den Einfluss seiner Opern eine heute gebräuchliche Schreibweise des südgermanischen Namens.

Der Wochentag Mittwoch nimmt in anderen germanischen Sprachen in Anlehnung an das römische Vorbild dies Mercurii „Tag des Mercurius“, auf Wodan Bezug (vgl. Interpretatio Romana). Der „Wodanstag“ oder auch „Wodenstag“, Woensdag im Niederländischen, wurde im Englischen zum Wednesday, im Friesischen zum Wernsdey, im Dänischen und Schwedischen zum onsdag, dem Odinstag. Die Entlehnung hängt mit der Übernahme der römischen Siebentage-Woche durch die kontinentalen Germanen des zweiten bis dritten Jahrhunderts zusammen. Im deutschen „Mittwoch“ sollte der Name des höchsten germanischen Gottes vielleicht vermieden werden.

Odin auf dem Hlidskialf.
Odin auf dem Hlidskialf.

Herkunft

Als früheste Nachweise der germanischen Gottesvorstellung wurden Felsbilder in Skandinavien gedeutet, die übermannsgroße Figuren in phallischer Pose und mit einem Speer bewaffnet zeigen. Diese Deutungen sind aber umstritten und beruhen auf den spätheidnisch-skandinavischen schriftlichen sowie bildhaften Darstellungen Odins als einer mit einem Speer attributierten Gottheit neben Thor mit seinem Hammer und Tyr als Schwertgott.

Tacitus benennt im neunten Kapitel seiner ethnographischen Abhandlung, der landläufig verkürzt betitelten Germania, den ihm übermittelten Abriss zu den religiösen Verhältnissen der Germanen. In der Eröffnung zitiert er wörtlich Caesar nach dessen Gallischem Krieg. Tacitus führt als höchste verehrte Gottheit in römischer Interpretation den Mercurius an. Aus der weiteren Benennung der zwei weiteren Hauptgottheiten Hercules und Mars für Donar/Thor und Tiwas/Tyr wird für Mercurius Wodan/Odin erschlossen. Die Einführung des Tacitus ist jedoch wohl nicht ganz deckungsgleich mit den vermuteten tatsächlichen Verhältnissen. Auch die problembehaftete Identifizierung des Hercules mit Donar/Thor zeigt, dass eine differenzierte Wertung zwingend ist.

In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurde Wodan in der Germania inferior durch Weihesteine geehrt, die in der Regel von Germanen gestiftet wurden, die in römischen Militär- oder Staatsdiensten standen. Die Steine tragen Inschriften, die den Namen des Mercurius mit germanischen Begrifflichkeiten paaren, seien es Bezüge zu Örtlichkeiten, zu einzelnen Stämmen oder Namensformen mit anderen Bezügen. Beispielhafte Inschriften sind Mercurius Cimbrianus „Wodan der Kimbern“‘ und Mercurius Leudisius „Wodan von Lüttich“.

Die Deutungen der Felsbilder führten neben anderen Aspekten in der Forschung zu einer ungeklärten Streitfrage. Auf der einen Seite steht die in Anlehnung an Georges Dumézil und andere vertretene These, dass Wodan/Odin eine gesamtgermanische Götterfigur aus indogermanischer Zeit sei. Auf der anderen Seite steht die These der allmählichen Wanderung des Wodan-Kults, der sich vor der Zeitenwende im niederrheinisch-nordwestdeutschen Raum entwickelt und von dort ausgebreitet habe und dabei den alten Hoch- und Himmelsgott Tiwaz aus dessen Stellung verdrängte. Dieser Prozess müsse dann im Kontext der Auseinandersetzungen mit dem Römischen Reich sowie der Veränderung innergermanischer Verhältnisse gesehen werden.

Schriftzeugnisse im kontinental-germanischen Bereich sind spärlich, hauptsächlicher Nachweis sind hier spätere, zum Teil nach der Christianisierung verfasste Quellen (Edda), welche die im Brauchtum tief verwurzelten Erinnerungen an die heidnische vorchristliche Zeit und deren religiöse Riten und Mythologien reflektieren. Zudem ist in den isländisch-eddischen Schriften des Hochmittelalters der Einfluss der Christianisierung und sowohl christlicher als auch griechisch-römischer Vorstellungen auch und gerade bei der Darstellung Odins zu erkennen. Otto Höfler stellte auf Grundlage der disparaten Quellensituation zu Odin/Wodan fest, dass man diesen nicht zu einem einheitlichen anthropomorphen, menschengestaltigen Charakterbild zusammenfassen kann, jedoch lässt sich über die Epoche des germanischen Paganismus hinweg ein einheitlicher Kulttypus feststellen. Dieser manifestiert sich, wie in der etymologischen Deutung kurz umrissen, folgend:

  • die Beziehung zur Ekstase
  • der Bezug zu den Toten beziehungsweise Totenkult
  • die Verwandlungsfähigkeit
  • kriegerische, vegetative und dämonische Züge
Odin auf Sleipnir
Vendelzeitliche Bronzeplatte, auf der vermutlich Odin auf seinem Pferd Sleipnir mit seinen beiden Raben Hugin und Munin und seinem Speer Gungnir dargestellt ist.

Odin in der nordischen Mythologie

Odin ist eine der komplexesten Gestalten in der nordischen Mythologie. Kennzeichnend sind in den altnordisch-isländischen mythologischen Schriften die zahlreichen Beinamen, die ihn charakterisieren (vgl. Liste der Beinamen Odins).

Zusammenfassung aus der Lieder- und Prosa-Edda

Aus den salzbereiften Steinen leckte die Kuh Audhumbla den Riesen Bure; dieser bekam einen Sohn, Bör, der sich mit der Riesentochter Bestla vermählte und mit ihr Odin, Vili und Vé zeugte. Die letzteren beiden verlieren sich aus der Asengeschichte, werden selten erwähnt und haben wenig getan; Odin aber waltet mächtig, schöpferisch, durch alle Zeiten hindurch, bis zum Weltenbrand – dem Götterschicksal Ragnarök. Die erste Tat der drei vereinten Brüder war, dass sie gegen den Riesen Ymir auszogen, ihn erschlugen und aus seinem Leichnam die Welt bildeten. Die Welt war von Ymirs Blut überschwemmt, und es retteten sich nur ein Paar, der Riese Bergelmir und seine Frau. Nachdem die Erde gebildet war, bestand sie aus zwei Teilen: der eine nur aus Feuer (Muspellsheim) und der andere nur aus Eis (Niflheim); dazwischen befand sich die Schlucht, Ymirs Grab. Odin bevölkerte die Erde, indem er ein Menschenpaar, Ask und Embla, erschuf. Allein das Riesengeschlecht pflanzte sich gleichfalls fort, und so war von Anfang an der Streit zwischen dem Guten und dem Bösen gelegt, in dem auch Odin selbst untergeht, da er nur ein endlicher Gott ist.

Odin ist überaus weise. Sein Wissen verdankt er zwei Raben, Hugin und Munin, die auf seinen Schultern sitzen und ihm alles erzählen, was auf der Welt geschieht, weshalb er auch der Rabengott heißt; ferner bezieht er sein Wissen aus einem Trunk von Mimirs Brunnen, wofür er ein Auge verlor; daher wird er auch der Einäugige genannt. Den köstlichen Skaldenmet wusste er sich durch seine List und männliche Schönheit von Gunnlöd zu verschaffen, ist daher auch Dichterkönig und führt den Beinamen Liodasmieder (Liedermacher, Verseschmieder).

Odins Gattinnen und Geliebte sind: Jörd (Mutter des Thor), Rind (Mutter des Wali), die Asenkönigin Frigg (Mutter des Balder), Grid (Mutter des Vidar), neun reine Riesenjungfrauen von unendlicher Schönheit, die alle neun am Meeresstrand schlafend, zugleich Mütter des Heimdall wurden; Skadi, früher Njörds Gattin (von O. Mutter des Säming und vieler anderer Söhne), Gritha (Mutter Skiolds); ferner erfreuten ihn mit ihrer Gunst die Riesentochter Gunnlöd. Über die Mütter von Odins Söhnen Hödur, Bragi und Hermodr gibt es keine Quellen. Ob sie Söhne der Frigg oder anderer Mütter sind, bleibt somit reine Vermutung. Als Tyrs Vater geben die Überlieferungen sowohl Odin als auch Hymir als Vater an.

Odin wohnt in Asgard, wo er zwei Paläste hat: Walaskialf und Gladsheim mit Walhall. Von dem ersten vermag er die ganze Welt zu überschauen; der zweite ist zu den Versammlungen des Götterrats bestimmt; darin befindet sich die Halle, in der sich um ihn alle Helden der Erde sammeln, um mit ihm gegen die den Weltuntergang herbeiführenden Mächte zu kämpfen. Diese Helden heißen Einherjer, werden auf dem Schlachtfeld (Walstatt) von den Walküren mit einem Kuss zum Festmahl Odins eingeladen und erwarten dort unter fortwährendem Festgelage und Kämpfen das Schicksal der Götter (Ragnarök).

Selbst ein Freund des Zechens und der Schlachten, lässt Odin sich stets von zwei Walküren, Rista und Mista, mit goldenen Pokalen bedienen und kämpft mit den Einherjern auf seinem achtfüßigen Ross mit einem nie das Ziel verfehlenden Speer Gungnir; doch helfen ihm weder seine Helden noch seine Waffen: Der Weltuntergang bringt auch ihm den Tod.

Georg_von_Rosen_-_Oden_som_vandringsman_1886_Odin_the_Wanderer
Odin, als Wanderer, aus einer schwedischen Ausgabe der Edda von 1886

Odins Selbstopfer

Odin ist beharrlich auf der Suche nach Weisheit. Er gibt ein Auge als Pfand gegen einen Schluck aus Mimirs Brunnen, um seherische Kräfte zu bekommen. Er raubt von der Riesin Gunnlöd den Skaldenmet Odrörir und bringt ihn in Adlergestalt zu den Göttern. Nach der Überlieferung beneidete Odin die Nornen um ihre Fähigkeiten, Runen zu schreiben. Nachdem sich die Runen nur den „Würdigen“ offenbarten, hängte sich Odin am eigenen Speer an den Weltenbaum Yggdrasil. Er hing dort für neun Tage und Nächte („Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, mir selber ich selbst, am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann, aus welcher Wurzel er spross“; aus Odins Runenlied 138), bis ihm die Runen erschienen. (Odins Runenlied in der Hávamál der Lieder-Edda).

Magische Artefakte und Begleiter

Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Ross Sleipnir und mit seinen beiden treuen Raben Hugin und Munin („Gedanke“ und „Erinnerung“) über den Morgenhimmel und erkundet die Welt. Seine Wölfe Geri und Freki („Gierig“ und „Gefräßig“) helfen ihm bei der Jagd. Er besitzt den goldenen Zwergen-Ring Draupnir und den Speer Gungnir, mit dem er den ersten Krieg in die Welt brachte, als er ihn ins Heer der Wanen warf. Weiterhin hat er den abgetrennten Kopf des Riesen Mimir, der die Zukunft vorhersagen kann. Von seinem Thron Hlidskialf aus (er steht in Valaskjalf; siehe auch: Sökkvabekk oder Gladsheim) kann Odin alles sehen, was sich in der Welt ereignet. Odin trägt einen Wunschmantel, der ihn an die Orte bringt, an denen er sich aufhalten will, und mit dem er sich unsichtbar machen kann.

Brauchtum

Ausgehend von der Etymologie Wodans hat sich die Vorstellung im Volksglauben bis in die Neuzeit erhalten und tradiert, dass sich zur Zeit der Herbststürme Wodan in der wilden Jagd (dänisch Odins jagt, schwedisch Odensjakt) mit dem Heer der Verstorbenen durch den Himmel bewegt. Die wilde Jagd heißt im Nordischen auch Asgardareid. Odin und Frigg nehmen dort gemeinsam teil. Wodan als der Herr der Toten und Stürme (hier besonders die Herbststürme) kam bei den heidnischen Herbstfesten eine besondere Rolle zu. In den altsächsischen Siedlungs- und Sprachgebieten hielten (bzw. halten sich vereinzelt bis heute, zum Beispiel in Ostwestfalen) Bräuche, bei Ernten und Erntedankfeiern Dankopfer darzubringen. Dies kann eine nicht gemähte Ecke des Feldes sein, die stehen gelassen wird um quasi durch Zurückerstatten eines Teils der Ernte um Segen für das nächste Jahr zu bitten oder, bis ins 16. Jahrhundert der Brauch, „Woden“ zu Ehren Bier als Trankopfer auszugießen und Tänze aufzuführen.

Jacob Grimm zeigte, dass besonders Erntesprüche und damit verbundene Segenssprüche auf Wodan Bezug nahmen. Vor allem in den ehemaligen sächsischen Gebieten, dem heutigen Niedersachsen und Westfalen, aber auch den sächsischen Siedlungsgebieten in England, wo der Wodanskult tief in den Stammessagen verwurzelt war und auf das tradierte Brauchtum bis in die Gegenwart abstrahlt. Grimm führte z. B. aus den mecklenburgischen und besonders aus dem schaumburg-lippischen Landen folgende Erntesprüche in den jeweiligen niederdeutschen Dialekten an:

Mecklenburg:

Wode, Wode, hale dinnen Rosse nu voder,
 nu Diestel un Dorn,
 ächter jar beter Korn!“
Wode, Wode, hole deinem Rosse nur Futter,
 nun Distel und Dorn,
 über' s Jahr besser Korn.“

Schaumburg:

Wold, Wold, Wold!
 Hävenshüne wei wat schüt,
 jümm hei dal van Häven süt.
 Vulle Kruken un Sangen hät hei,
 upen Holte wässt manigerlei:
 hei is nig barn un wert nig old.
 Wold, Wold, Wold!
Wold, Wold, Wold!
 Himmelshüne weiß was geschieht,
 vom Himmel er herunter sieht,
 Volle Krüge und Garben gibt er,
 im Walde wächst mancherlei:
 Er ist nicht geboren und wird nicht alt.
 Wold, Wold, Wold!

Geistliche, die sich bis ins 19. Jahrhundert an solchen Riten beteiligten, erhielten als eigene Abgaben auch Getreideopfer zum Schutz der Feldfrucht.

Auch bei Schlachtungen gab es solche Riten. So wurden zum Beispiel Gebärmutter und Scheide einer geschlachteten Sau als Dankopfer „die Wood“ in das Geäst eines Baumes geworfen, damit Krähen und Raben, Wodans ständige Begleiter, sich daran gütlich tun konnten.

Auf einer Synode im Jahr 813 ließ der Frankenkönig Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, den Michaelstag in die Woche des Festes für Wodan legen. Die zahlreichen Michaelskapellen in Norddeutschland weisen auf vermutete vorherige Wodansheiligtümer oder andere Kultplätze hin. Des Weiteren deuten Funde von Weihesteinen auf den Bezug zwischen Wodan und St. Michael hin. So wurden auf dem „Michelsberg“, der ein Vorberg des Heiligenbergs bei Heidelberg ist, Weihesteine gefunden, welche die Inschrift „Mercurius Cimbrianus“ bzw. „Mercurius Cimbrius“ tragen, und somit auf alte Wodanskultstätten hinweisen, die zu christlichen Zwecken umgewandelt wurden. In der Regel wurde auch durch die Errichtung von Kapellen vor Ort die christliche Inanspruchnahme ausgedrückt. Im selben Zeitraum setzte eine deutliche Dämonisierung seitens der christlichen Missionare ein, wie beispielsweise im Wortlaut des sächsischen Taufgelöbnisses nachzuvollziehen ist. Dies war im Falle Wodans insofern naheliegend, als der schamanische Grundzug des Gottes in der religiösen Praxis der Germanen alltäglich gegenwärtig war. Zusätzlich wurde dem aus christlicher Sicht machtlosen Wodan der Heerführer Christus oder der heldenhafte Erzengel Michael, der den Drachen besiegt, gegenübergestellt.

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