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Stämme der Germanen – Die Franken

Die Franken waren einer der germanischen Großstämme. Sie formierten sich im 2./3. Jahrhundert im Umfeld des von den Römern besetzten Teiles Germaniens durch Bündnisse mehrerer Kleinstämme.

Lage an der Grenze zum Niedergermanischen Limes – Germanische Stämme vor der „Fränkischen Genese“
Juschki, Proto-Franken1, CC BY-SA 3.0

Die Franken wurden erstmals Ende der 250er-Jahre als Franci in römischen Quellen erwähnt. Salische Franken (auch Salier genannt) und Rheinfranken expandierten zunächst räumlich getrennt – die Salier über Toxandrien nach Gallien, die Rheinfranken über den Mittelrhein und das Moselgebiet nach Süden und in die ehemals linksrheinische römische Provinz Gallia Belgica. Fränkische Krieger dienten dem Kaiser im 4. und 5. Jahrhundert als foederati, bevor sie im Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter das bedeutendste germanisch-romanische Nachfolgereich im Westen gründeten, wo der letzte weströmische Kaiser 476 abgesetzt worden war. Der Merowinger Chlodwig I. vereinigte Ende des 5./Anfang des 6. Jahrhunderts erstmals die Teilverbände der Salfranken und Rheinfranken und schuf das Fränkische Reich, das unter dem Karolinger Karl dem Großen seine größte Ausdehnung erfuhr.

Franken und die einheimische Bevölkerung vermischten sich im Laufe der Zeit sprachlich und kulturell. Im Westen dominierte die galloromanische Volkssprache, im Osten die fränkische Sprache, dazwischen bildete sich bis zum 9. Jahrhundert eine Sprachgrenze aus. Der Großteil der Salfranken verschmolz später im Volk der Franzosen und Wallonen. Die Salfranken an der IJssel und am Niederrhein sowie die Mosel- und Rheinfranken behielten ihre fränkischen Mundarten bis in die Neuzeit bei und gingen in den Völkern der Deutschen, Niederländer, Lothringer, Luxemburger und Flamen auf. Die moderne Region Franken bildete historisch das östlichste Siedlungsgebiet des Volksstammes. Ihre Bewohner werden noch heute als Franken bezeichnet.

Unter den Enkeln Karls des Großen erfolgte zunächst eine Dreiteilung des großen Frankenreiches. Das mittlere Königreich Lothringen wurde 870 zwischen dem Ostfrankenreich und Westfrankenreich aufgeteilt. Aus dem ostfränkischen Reich (dem späteren Heiligen Römischen Reich) gingen die Nachfolgestaaten Deutschland, die Niederlande, Belgien und Luxemburg hervor sowie die Schweiz, Österreich, Teile Italiens und ostmitteleuropäische Grenzgebiete. Aus dem westfränkischen Reich entstand der Nachfolgestaat Frankreich.

Die Lage am niederrheinischen Limes

Detail der Tabula Peutingeriana, mit der Francia, dem Frankenland am oberen Rand.

Der Niedergermanische Limes war zur Zeitenwende die Grenze zwischen der linksrheinischen römischen Provinz Germania inferior und der kaum kontrollierten Germania Magna rechts des Rheins. Dieser Limesabschnitt, beginnend etwa beim heutigen Bad Breisig und endend im Mündungsbereich des Altrheins in die Nordsee, wurde vorrangig vom Flusslauf selbst bestimmt, weniger von Wällen oder Mauern. Am Fluss entlang zogen sich römische Kastelle und Befestigungen über Nijmegen, Xanten, Neuß, Köln bis Bonn, wo etwas rheinaufwärts gegenüberliegend der Obergermanische Limes begann. In dieser Schutzzone waren im linksrheinischen Hinterland eine Vielzahl von römischen Landgütern und Siedlungen entstanden; als bedeutendes Zeichen römischer Macht im gallorömisch-germanischen Grenzland fungierte die Kaiserstadt Trier.

In dem großen Raum zwischen Rhein und Ardennen gab es aber auch germanische Dörfer und Siedlungen, die in Abhängigkeiten zu den römischen Einrichtungen lebten. Die rechts und links vom Rhein siedelnden Germanen waren also mit römischer Kultur, Zivilisation und Militärtechnik vertraut; Germanen waren in unterschiedlichem Umfange in Diensten der Römer tätig, nicht selten als militärische Bündnistruppen. Der Stamm der Ubier wurde von den Römern um 15 v. Chr. im heutigen Köln angesiedelt und nach und nach romanisiert – das galt auch für die Bataver in der niederländischen Betuwe. Es kam immer wieder zu Raubzügen germanischer Gruppen gegen römische Einrichtungen, die sich auch zu größeren Auseinandersetzungen ausweiten konnten.

Das römische Köln, 3. bis 4. Jahrhundert bevor es von den Rheinfranken erobert wurde (Schaubild im Römisch-Germanischen Museum).

Die inneren Probleme Roms mit Nebenkaisern und Gegenkaisern im 3. Jahrhundert (siehe Reichskrise des 3. Jahrhunderts) hatten sich auch auf die Situation in Gallien und Germanien destabilisierend ausgewirkt. Hinzu kamen später die Unruhen der beginnenden Völkerwanderungszeit und die Auseinandersetzungen der Römer mit Goten und anderen germanischen Stämmen. Das war der Zeitraum, in dem sich germanische Gruppen und Stämme der rechtsrheinischen Germania Magna zunächst zu Aktionsgemeinschaften, dann zu Stammesbünden und schließlich zu neuen Völkern formierten – dieses gilt für die Franken ebenso wie für die Sachsen, Alamannen, Thüringer, Bajuwaren und Burgunder.

Die Franken vor den Franken

Die (proto)-fränkischen Stämme bzw. Verbände siedelten zunächst rechts des Rheins, wechselten oft ihr Siedlungsgebiet und stießen immer wieder zu Raubzügen in gallo-römisches Gebiet vor. Wenngleich die Abgrenzung der Teilstämme untereinander und gegenüber anderen germanischen Stämmen manchmal mit Unsicherheiten behaftet ist, so erschienen die Frankenstämme den Römern als sprachliche und ethnische Einheit, die über den engeren Stammesnamen hinausging.

Die „innere Wahrnehmung“ der Stämme untereinander war aber zunächst differenzierter. Sie bildeten anfangs nur lose Allianzen wie sie für Raubzüge oder Abwehrmaßnahmen geeignet waren. Aus diesem „Stammesschwarm“ entstand im Laufe der Zeit ein Stammesverband oder Stammesbund und erst im Laufe der Zeit schließlich das Volk. In der jüngeren Forschung wird dabei verstärkt davon ausgegangen, dass der Zusammenschluss der Franken anfangs von den Römern befördert wurde, die auf diese Weise das Limesvorland unter Kontrolle bringen wollten.

Als das Imperium Romanum im 3. Jahrhundert eine Schwächephase durchmachte, nutzten dies Franken, Alamannen und Sachsen jedoch zu Plünderungszügen. Die ersten bekannten fränkischen Vorstöße auf römisches Gebiet fanden 257/59 statt und nahmen in der Folgezeit immer mehr zu. Die Erwähnung für diese ersten fränkischen Überfälle findet sich aber erst in einer späteren spätantiken Quelle bei Aurelius Victor (um 360); die erste Erwähnung der Franken in einer zeitgenössischen Quelle findet sich wiederum in einem Panegyricus aus dem Jahr 291. Als sich das Römische Reich wieder stabilisiert hatte, dienten viele Franken im römischen Militär und stiegen teils in hohe Positionen auf. Die Expansion der Franken von Nordwesten und Osten über den Rhein erzeugte für die nachdrängenden Germanenstämme (Friesen, insbesondere Sachsen, auch Thüringer) eine gewisse Sogwirkung, die stets für Berührungspunkte, Kampfhandlungen aber auch stammesübergreifende Kleinbündnisse sorgte.

In einer römischen Straßenkarte aus der Mitte des 4. Jahrhunderts – der Tabula Peutingeriana – war bereits die „Francia“ (das Land der Franken) auf der rechten Rheinseite ausdrücklich verzeichnet.

Ob man in dieser Zeit von fränkischen „Stämmen“ sprechen kann, ist umstritten; einige Gelehrte betrachten die Gruppierungen eher als Söldnertruppen. Die fränkische Ethnogenese war in jedem Fall ein sich über einen längeren Zeitraum hinweg ziehender Prozess. Ab wann die Entwicklung zu einem gemeinsamen „Volksgefühl“ abgeschlossen war, ist historisch nicht genau auszumachen; während der Zeit der zunächst räumlich getrennten Aktionen von Salfranken und Rheinfranken gab es jedoch immer Kontakte zwischen den Verbänden und gemeinsame Aktionen gegen gemeinsame Feinde. Für den Merowinger Chlodwig I. war es daher im Jahre 509 ein Leichtes, sich nach der Beseitigung des ripuarischen rex Sigibert von Köln auch an die Spitze des Verbandes der Rheinfranken zu setzen, da diese ihn, wie sich selbst, als „Franken“ sahen.

Die Teilgruppen der Franken

Ausbreitung von Salfranken und Rheinfranken bis zum 5./6. Jahrhundert.
Juschki, Franken Expansion bis 6Jhdt, CC BY-SA 3.0

In der Gründungsphase des Bundes der Franken im 3. Jahrhundert hatten die nordwestlich und am Niederrhein siedelnden Gruppen sich zusammengeschlossen; aus den vom unteren Niederrhein bis zum Salland an der IJssel siedelnden Gruppen bildete sich der Verband der Salfranken. Die vom Großraum Köln über den Mittelrhein und südlich davon bis zur Lahn als foederati angesiedelten Gruppen gingen nach und nach in den Rheinfranken und von diesen abstammenden Moselfranken auf.

Bei den frühen Franken handelte es sich wohl vorrangig um Krieger aus den Stämmen der Istaevonen-Gruppe. Dazu zählten:

  • Salfranken oder Salier: mit der Untergruppe der Tuihanten. Die Salier waren vom Niederrhein bis zum Salland (an der IJssel) ansässig und nahmen benachbarte Stämme in sich auf. Sie wurden der tragende Teilstamm der fränkischen Expansion und aus ihnen ging das Herrscherhaus der Merowinger hervor.

Am ehesten ist davon auszugehen, dass diejenigen Gruppen, die von der Rheinmündung bis zum Niederrhein siedelten (einschließlich der Sugambrer und Cugerner) sich den Saliern anschlossen, während die Gruppen aus dem Raume Köln bis zum Lahntal (von den Brukterern bis zu den Usipetern) in den Rhein- und Moselfranken aufgingen. Diese „Stämme“ sind nachfolgend in der ungefähren Reihenfolge ihrer Siedlungsgebiete von der Rheinmündung aufwärts bis zur Lahn aufgeführt:

  • Chattuarier: waren am oberen (niederländischen) Lek ansässig, einzelne Gruppen drangen tief nach Gallien ins „Hatuyer“ vor.
  • Chamaver: siedelten zunächst nördlich der Lippe, im 4. Jahrhundert zur Maas vorgedrungen.
  • Tubanten: im Osten der heutigen Niederlande und im Gebiet der heutigen Kreise Borken und Steinfurt siedelnd.
  • Sugambrer: (auch Sigambrer oder Sicamber) mit der Untergruppe der linksrheinischen Cugerner im Raum Xanten bis Krefeld.
  • Brukterer: bereits bei Tacitus erwähnt, zunächst an Ems und Lippe siedelnd, waren an den Eroberungen Kölns und Triers beteiligt und setzten sich dort fest.
  • Tenkterer: ursprünglich östlich des Rheins, später bis zur Sieg vorgedrungen.
  • Usipeter: oft in Verbindung mit den Tenkterern genannt, siedelten später im Lahntal.

Auch Gruppen der Ingwäonen schlossen sich den Franken an, darunter die

  • Ampsivarier: von Tacitus als südlicher Nachbarn der Friesen erwähnt; von den Chauken aus ihren Stammgebieten an der Ems verdrängt, wanderten sie zum Niederrhein ab.
  • Chauken: (deren epischer Name als „Hugen“ in der Beowulf-Sage vermutet wird). Sie siedelten als Nachbarn der Sachsen, in denen ihr Großteil aufging. Ein Teil schloss sich wahrscheinlich den Franken an.

Nur bedingt an der Genese der Franken beteiligt waren:

  • Bataver: zur Zeit der Frankenbildung bereits romanisiert, ihre Nachfahren gingen in den Saliern auf.
  • Ubier: im Raume Köln bereits um 18 v. Chr. linksrheinisch von den Römern angesiedelt im Oppidum ubiorum, zur Zeit der Frankenbildung bereits romanisiert. Ihre Nachkommen gingen nach der Eroberung Kölns in den Rheinfranken auf.
  • Chatten: am Oberlauf von Eder, Fulda und Lahn siedelnd (Namensgeber der späteren Hessen). Sie waren ein eigenständiger Stamm, der im Zuge der Fränkischen Expansion unter fränkische Oberhoheit kam und sich mit den nach Südosten vordringenden fränkischen Siedlern vermischte.
  • Thüringer: (und versprengte Kleingruppen anderer germanischer Stämme) die vereinzelt an den und über den Rhein vorgedrungen waren und sich dort niedergelassen hatten. Erwähnt wird auch ein linksrheinisches „Kleinkönigtum“ der Thüringer, wenngleich dies in neuerer Zeit wieder umstritten ist. Diese Siedler gingen – im Gegensatz zu deren östlich verbliebenen Stammvölkern – in den Franken auf.

Weitere im Expansionsgebiet der Franken siedelnde Gruppen wurden von den Franken integriert. Soweit diese Gruppen im heute deutschsprachigen oder niederländischsprachigen Raum siedelten, gingen sie in den Franken auf. In heute französischsprachigen Gebieten verlief der Prozess umgekehrt: die Franken verschmolzen dort in späteren Jahrhunderten mit der ansässigen romanischen Bevölkerung:

  • Römische Siedler, die nicht vor den vordringenden Germanen nach Süden geflohen waren
  • von den Römern in der Gallia Belgica angesiedelte Germanen, die zur Zeit der Franken-Genese bereits überwiegend romanisiert waren
  • versprengte Reste keltischer (und keltisch-sprachiger) Bevölkerung im Raume zwischen Rhein, Eifel/Ardennen und Schelde
  • Galloromanen (romanisierte Kelten), die überwiegende Bevölkerung links des Rheins vor der Fränkischen Expansion.

Salier und Rheinfranken

Salier

Der Prozess der Entstehung der Franken aus verschiedenen kleineren Teilstämmen vollzog sich über einen längeren Zeitraum im 3. Jahrhundert. Im Jahre 294 vertrieb der zum Kaiser erhobene Constantius I. Gruppen, die Franken genannt wurden aus der „Batavia“, dem ehemaligen Bataverland in der Betuwe. Einige zurückgebliebene wurden als Laeten (Halbfreie) auf römischem Gebiet angesiedelt. Im Jahr 358 überschritten wiederum salfränkische Gruppen den Rhein nach Südwesten und fielen über die Betuwe in das Römische Reich ein. Die Römer konnten sich gegen die fränkischen Vorstöße erfolgreich zur Wehr setzen. Der spätere Kaiser Julian, gestattete den Saliern, sich in Toxandrien anzusiedeln, einer zu dieser Zeit dünn besiedelten Landschaft innerhalb der römischen Provinz Belgica II. Im Gegenzug standen die fränkischen Krieger dort im militärischen Dienst der Römer. Ein Zeugnis für dieses Ereignis und für den Namen der Salier findet sich beim Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, der über die Kämpfe Kaiser Julians schreibt:

„…wandte er sich zuerst gegen die Franken, und zwar gegen diejenigen, die man gewöhnlich Salier nennt.“

In Toxandrien blieben die Salfranken bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts, ehe sie weiter nach Süden vordrangen und Zug um Zug galloromanisches Land eroberten. Childerich I. legte das Fundament, indem er in den 460er und 470er Jahren des 5. Jahrhunderts eine Machtstellung in Nordgallien errichtete. Sein Sohn und Nachfolger Chlodwig I. eroberte mehrere fränkische Kleinreiche und schließlich im Jahre 486/487 das Kleinreich des letzten römischen Herrschers in Gallien Syagrius. Damit endete die römische Herrschaft in Gallien. In der Zeit ab Chlodwig bedienten sich die Merowinger der Kenntnisse der alten gallorömischen Eliten.

Ob die Salier ihren Stammesnamen bereits zu Beginn der fränkischen Genese führten und dann ein Teil von Ihnen vom Niederrhein zum Salland (an der IJssel) aufbrach, oder ob ihr Proto-Stamm gemeinsam mit anderen Gruppen ins Salland zog und von da an „Salier“ genannt wurde, ist unter Historikern ungeklärt. Unstrittig ist aber ihre tragende Rolle in der fränkischen Expansion; der merowingische König Chlodwig I. legte den Grundstein für das spätere Frankenreich durch Vereinigung der Salfranken mit den Rheinfranken. Chlodwig trat infolge eines Gelöbnisses nach dem Sieg gegen die Alamannen in der Schlacht von Zülpich (496) mit 3000 Gefolgsleuten zum Christentum über.

Rheinfranken

Der Begriff der Francia Rhinensis ist seit dem 5. Jahrhundert überliefert. Etwa ab dem 6. Jahrhundert wurden die am Mittelrhein und aufwärts siedelnden Stämme auch als Ripuarier bezeichnet, als „Uferbewohner“. Sie waren neben den Saliern der zweite tragende Stamm der fränkischen Expansion – aus ihnen ging später der Zweig der Moselfranken hervor. Die Rheinfranken bereiteten sich im Zuge der Fränkischen Landnahme von Köln über Mainz bis ins heutige Hessen und über Worms nach Speyer aus. Der Zweig der Moselfranken siedelte im Moseltal und in den benachbarten Gebieten bis hinauf nach Trier und im heutigen Luxemburg.

Franken in Austrien zur Zeit des Königs Dagobert I. im Jahre 623 – mit Darstellung der heutigen ripuarischen Mundartgrenzen.
Juschki, Dagobert Austrien, CC BY-SA 3.0

Die Rheinfranken hatten eigene Kleinkönige; ihr bedeutendster war Sigibert von Köln, auch „der Lahme“ genannt. In Allianz mit dem Salier-König Chlodwig I. hatte er im Jahre 496 die Alamannen in der Schlacht von Zülpich besiegt. Dennoch fiel er einem Komplott seines ehemaligen Kampfgefährten zum Opfer, der danach die Macht auch bei den Rheinfranken übernahm und die beiden großen fränkischen Volksteile vereinigte.

Die fränkische Gesellschaft

Der Merowinger Chlodwig I. war der erste fränkische Herrscher, der alle Teile des Frankenlandes – das der Salfranken und das der Rheinfranken – in einer Hand vereinigte. Auch ehemalige nichtfränkische Gebiete waren dem Reich eingeordnet worden, so dass das Frankenreich (Regnum Francorum) und das Frankenland (Francia) seitdem nicht mehr identisch waren.

Innerhalb des Reiches lebten die Franken als ein Volk mit sprachlichen und kulturellen Traditionen, die bis in die Zeit der (proto)-fränkischen Stämme zurückreichten und deren Bräuche trotz der fortschreitenden Christianisierung auf altem germanisch-fränkischem Recht beruhten. Chlodwig I. hatte zwischen 507 und 511 die Lex Salica niederschreiben lassen, die Gesetzgebung der Salischen Franken; die daran orientierte Lex Ripuaria erschien im 7. Jahrhundert im rheinfränkischen Raum in der Regierungszeit des Königs Dagobert I. – dem letzten Merowinger, der nach traditioneller Forschungsmeinung noch eigenständig herrschte. Nach ihm übernahmen die Hausmeier nach und nach die Macht im Frankenreich, wenngleich eine genauere Bewertung durch die tendenziöse karolingische (und anti-merowingische) Geschichtsschreibung erschwert wird. Während in der ripuarischen Gesetzgebung vorrangig das Recht des fränkischen Volkes niedergelegt war, enthielt die Gesetzgebung der Salier auch umfangreiche Gesetzestexte, welche die nichtfränkische, insbesondere gallorömische Bevölkerung betrafen. Auch Regelungen für den geistlichen Stand (Priester, Klöster, Bischöfe) waren Bestandteil der Lex Salica.

Königsrecht und Volksrecht ergänzten sich, auch im Gerichtswesen. Neben dem in regelmäßigen Abständen alle 40 bis 42 Tage abgehaltenen Thing gab es „gebotene“ Gerichtsversammlungen, deren Teilnahme für die Geladenen verpflichtend war.

König und Gefolge

  • An der Spitze des Volkes stand der König (Rex Francorum). Seine Herrschaftssymbole waren der Speer, Stirnreif und Siegelring. Durch den sogenannten „Untertaneneid“ huldigte das Volk seinem König.
  • Der Adel bestand aus den Herzögen (dux) und Grafen (comes).
  • Das militärische Dienstgefolge bestand aus den „Leudes“.

Erbberechtigt war nur der Mannesstamm, nach den Söhnen die Brüder; diese mit Vorrang, falls die Söhne als „nicht regierungsfähig“ galten.

Es ist umstritten, ob Ursprung und Wesen des fränkischen Adels eher auf traditionell fränkischer oder auf spätantiker Tradition beruhen – und ob die Gleichsetzung der adeligen Titel (comes = „Graf“; dux = „Herzog“) für die damalige Zeit gerechtfertigt ist. Bei Gregor von Tours handelt es sich um Heerführer und Stammesführer germanischer Völkerschaften. Er spricht von den „Duces der Franken, bevor diese Könige hatten“. Auch im Ämterwesen gab es eine „Verquickung“ von fränkisch-germanischen und römisch-gallorömischen Faktoren. Die berittene königliche Gefolgschaft (Antrustionen) bestand ursprünglich nur aus Franken. Auch der Königin stand eine eigene Schutztruppe zu.

In der Verwaltung (vor allem im geistlichen Bereich) dominierten in der frühen Merowingerzeit immer noch Mitglieder der gallorömischen Eliten, die über die entsprechenden Kenntnisse verfügten. So zählte etwa auch Gregor von Tours zum Kreis vornehmer Gallorömer, die ihre römisch geprägte kulturelle Identität nie ganz aufgaben und diesbezüglich auch eine wichtige Vermittlerrolle ausübten.

Zum germanischen König gehörte als wichtiges Attribut der Schatz, der sein persönliches Eigentum war; ohne diesen wäre es kaum möglich gewesen, Dienste der Gefolgschaft zu entlohnen, einen aufwendigen Lebenswandel zu führen oder auch Geiseln auszulösen. Kriegsbeute, Erbschaft, Tributleistungen, Geschenke, auch Plünderungen vergrößerten den Schatz. Zur Erledigung der Staatsausgaben wurden Steuern und Abgaben erhoben.

Der König und sein Gefolge waren ständig unterwegs, um an vielen Orten präsent zu sein. Das Reich wurde vom Sattel aus regiert. Die Heere führten einen Tross mit sich und waren mit Karren und Fuhrwerken ausgerüstet, die zur Rast (oder als Schutz vor Angriffen) zu einer Wagenburg zusammengestellt wurden. Das Ziel des Krieges war – neben Ehre und Ansehen – vor allem die Beute. Für den Herrscher bestand sie aus Land und Machterweiterung, für den fränkischen Krieger aus erbeutetem Gut. Das Beutemachen begann nicht selten bereits im Durchzug durch eigenes Gebiet, da der Tross verpflegt werden musste. Auch die Einbringung von Gefangenen lohnte sich, da sie billige Arbeitskräfte waren oder – wenn sie von hoher Geburt waren – einträgliche Lösegelder versprachen.

Der fränkische Krieger war mit Lanze und Wurfspeer ausgerüstet. Die charakteristische Fränkische Nationalwaffe war die „Franciska“, das Wurfbeil. Sie findet sich oft im Inventar fränkischer Gräber bis ins 8. Jahrhundert. Ihre Handhabung war schwierig und verlangte Zielsicherheit. Von Chlodwig ist bekannt, dass er (zumindest Gregor von Tours zufolge) vor aller Augen einem Krieger mit der Axt den Schädel spaltete, der ihm Beutegut – die „Vase de Soissons“ – streitig machen wollte. Eine mächtige Waffe war auch die „Spatha“, die bei allen Germanen vorkam, aber auch im spätrömischen Heer verbreitet war. Es handelt sich um ein zweischneidiges Langschwert, häufig damasziert. Manche Krieger verwendeten ein „Hiebschwert“, das „scramasax“ oder Dolche (saxa) als Stichwaffen.

Typische Bewaffnung eines fränkischen Fürsten der Merowingerzeit: Spatha, Sax, Franziska, Spangenhelm und Schildbuckel, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg.

Als Schutzwaffen gab es den Schild (der auch bei der Schilderhebung des Königs eine Rolle spielte). Harnische und eiserne Helme trugen nur vornehme Krieger. Die Lex Ripuaria berichtet über Brünne, Helm und Beinschiene (begnberga). Im Vorgelände des ehemals römischen Kastells Gelduba im heutigen Krefeld-Gellep wurde im Jahre 1962 das unberührte Grab eines lokalen fränkischen Fürsten mit Namen Arpvar freigelegt, das überaus reichhaltig mit persönlichen und militärischen Beigaben ausgestattet war, u. a. mit einem goldenen byzantinischen Spangenhelm und einer kompletten Waffenausrüstung.

Freier und Unfreier

Die Bevölkerung war in Stände eingeteilt, darunter:

  • Freie (der einzelne fränkische Mann, Wehrpflichtiger)
  • Freigelassene
  • Halbfreie
  • Leibeigene, Unfreie
  • Römer (Freier Römer = Romanus Possessor, Angehöriger des Mittelstandes)
  • Römische Leibeigene (colone)

Aus dem Begriff Franci für den (einzelnen) Freien (Franken), entstand im Laufe der Jahre im romanischsprachigen Raum das adjektiv „franc“ für „frei“ – aus dem etwa im 15. Jahrhundert die deutsche Entsprechung entlehnt wurde. Anders als beispielsweise im Verhältnis der (arianisch-christlichen) Goten zu ihren römischen (katholisch-christlichen) Mitbewohnern, gab es bei den Franken kein gesetzlich vorgeschriebenes Heiratsverbot zwischen Franken und anderen Ethnien. Fester Bestandteil des Fränkischen Rechtswesens war das Wergeld (Manngeld, von Altfränkisch Wer für „Mann“), ein Sühnegeld das geschaffen worden war, um die Blutrache und daraus resultierende Dauerfehden zwischen den Sippen einzudämmen. Dabei galten für Angehörige des Fränkischen Volkes andere Sätze als für „Nichtfranken“ (Römer und Galloromanen). Für die Tötung eines Franken war das Doppelte des Wergeldes fällig wie für einen in vergleichbarer Stellung lebenden Römer.

Das Wergeld betrug beispielsweise:

  • 200 solidi für einen Freien Franken
  • 100 solidi für einen Halbfreien Franken
  • 100 solidi für einen Freien Römer
  • 600 solidi für die berittenen fränkischen Gefolgsleute des Königs
  • 300 solidi für Gefolgsleute aus der gallorömischen Bevölkerung
  • 600 solidi für einen Priester
  • 900 solidi für einen Bischof

Da „Bargeld“ (Münzen) in der Regel (bei der allgemeinen Bevölkerung) selten waren, wurde das Wergeld – falls es denn fällig wurde – oft in Naturalien, Vieh oder Landbesitz umgerechnet.

Der fränkische Mann war der typische „Freie“; ein Römer immer in irgendeiner Weise abhängig. Er hatte aber infolge Mischsiedlung, Glaubensgleichheit und Konnubium die Möglichkeit des Anschlusses an das „Frankentum“. Dies äußerte sich in der Vorliebe für fränkische Namen auch auf Seiten der Galloromanen. Auch stiegen Römer nicht selten in wichtige Verwaltungsposten auf, was auch für geistliche Ämter und das Priestertum galt.

Kult und Kirche

Bevor sie zum Christentum konvertierten, hatten die Franken ihre Stammeskulte gepflegt. Neben allgemein germanischen Traditionen galt für die – überwiegend istaevonischen – Franken, die Verehrung des germanischen Stammvaters „Mannus“ und dessen Sohnes „Istio“.

In der Germania berichtet Tacitus vom germanischen Gott Tuisto und dessen Sohn Mannus Gründer des Geschlechtes der Germanen. Demnach hatte Mannus drei Söhne, nach denen die am Meer siedelnden Stämme Ingaevonen, die mittleren (im Landesinnern lebenden) Herminonen und die am Rhein lebenden Istaevonen genannt wurden. Für die merowingischen Herrscher gab es darüber hinaus eine mythologische Herkunftssaga von einem Meeresungeheuer als Begründer des Merowingergeschlechtes.

Für die frühen Franken hatte die Natur und die in ihr wirkenden Kräfte eine hohe Bedeutung. Es gab heilige Plätze und hölzerne Tempel in Wäldern und Auen und geschnitzte Figuren die heiligen Tieren nachempfunden waren. Die Franken kannten Tieropfer (Pferdeopfer) und Menschenopfer. So ist überliefert, dass noch nach ihrer Christianisierung fränkische Krieger vor dem Überqueren eines Flusses dem Flussgeist die Leichen von Gefangenen opferten.

Obwohl der Merowinger Chlodwig I. sich um das Jahr 497 (das genaue Datum ist bis heute in der Forschung umstritten) hatte taufen lassen, verblieben viele Franken lange ihren alten Glaubensvorstellungen verhaftet.

Bei den Germanen war ursprünglich die Brandbestattung üblich. Ab dem 4. Jahrhundert gingen die Franken zur Körperbestattung über, je nach Status des Verstorbenen mit reichhaltigen Grabbeigaben. Das im Mai 1653 in Tournai wiederentdeckte Grab des Merowingerkönigs Childerich I. war ungewöhnlich reich ausgestattet. Im Grab befand sich ein purpurner, golddurchwirkter Mantel mit goldenen Zikaden besetzt. Man fand den goldenen Siegelring des Königs und einen Armreif aus massivem Gold, eine eiserne Wurfaxt, eine Lanze sowie eine Goldgriffspatha mit Parierstange und Scheide. Das Skelett des Frankenkönigs maß 179 cm. Im Grab selbst befand sich ein geopferter Pferdekopf, in unmittelbarer Nähe waren weitere Pferde im Boden bestattet worden. Noch bis ins 8. Jahrhundert fand man – für christliche Gräber untypische – Grabbeigaben in fränkischen Gräbern, die auf „heidnische“ Bestattungsriten hindeuten – so in den Gräberfeldern von Krefeld-Gellep.

Nach Gregor von Tours gab es noch zur Zeit von Theuderich I. (von 511 bis 533 König der Rheinfranken in Austrien), heidnische Tempel in Köln, in dem die Franken geopfert hatten und sich an Speise und Trank gütlich taten. Die im Lande verstreut liegenden fränkischen Tempel wurden in der Folgezeit verbrannt und an ihrer Stelle z. T. christliche Kapellen oder Kirchen errichtet.

Zur Abwehr heidnischer Bräuche waren in der Lex Ripuaria Regeln festgelegt. So war z. B. der Haselzauber verboten. Die Früchte der Hasel galten als Liebeselixier. Dem Haselstrauch wurden Kräfte gegen Blitzschlag und Erdstrahlen zugeschrieben, Haselruten wurden als Wünschelruten verwendet und Haselzweige sollten Hexen abwehren. Trotz des Verbotes hielten sich die Haselbräuche noch bis ins hohe Mittelalter.

Das fränkische Christentum entstand mit der Taufe Chlodwigs, die von epochaler Bedeutung war. Mit dem Übertritt galt das Reich als christlich. Da sich der Katholizismus schon in den Jahrhunderten davor bei den Galliern durchgesetzt hatte, gab es in dieser Hinsicht keine Konflikte zwischen Franken und Galloromanen. Die Organisation der – von Rom abhängigen – gallischen Kirche hatte das Zerbröckeln des Römischen Reiches überdauert. Durch die Christianisierung des Frankenkönigs und seiner Gefolgsleute erfuhr die Kirche eine Konsolidierung. Die kirchlichen Verwaltungseinheiten (Diözesen) wurden gefestigt und bildeten eine Bastion im Fränkischen Reich. Von der Kirche war kein Widerstand gegen die fränkischen Herrscher zu erwarten; im Gegenteil sah sie sich voll eingegliedert in das fränkische Staatswesen, dem sie sich unterordnete. Dieses wiederum half den Merowingern, ihre Machtansprüche ohne Widerstand der Kirche auch gegenüber anderen gallorömischen Gebieten durchzusetzen und so ihr Reich zu vergrößern. Im Inneren bildete die Kirche gelegentlich Zufluchtsort für die Unterlegenen der internen merowingischen Machtkämpfe. Gegenspieler des Königs und unliebsame Gaugrafen wurden entweder umgebracht oder man ließ ihnen die Wahl, sich scheren zu lassen und in ein Kloster zu gehen.

Haus und Hof

Die Höfe der frühen Franken lagen verstreut auf dem Lande; allerdings gab es dörfliche Siedlungsstrukturen und Weiler, insbesondere in der Nähe von Flüssen oder auf Waldlichtungen. Das am häufigsten verwandte Baumaterial war Holz. In den fränkischen Expansionsräumen links des Rheins und in Toxandrien knüpften die Franken an die aufgegebenen Siedlungsräume der Römer an.

Da die Viehhaltung eine große Rolle spielte, siedelte man wegen der Wasserversorgung bevorzugt an Gewässern.

Eine Hausgruppe umfasste Wohngebäude, Annexbauten, Stall- und Speicher, alles von einer Umfriedung eingezäunt. Die Überwindung des Zaunes (nicht erst das Eindringen ins Haus) stellte bereits eine Rechtsverletzung dar. In der Bauweise der Wohnhäuser lassen sich zwei unterschiedliche Typen unterscheiden:

  • ebenerdige Pfostenbauten
  • eingetiefte Grubenhäuser

Die Länge der ebenerdigen Bauten schwankte zwischen 10 und 40 Metern, die Breite lag in der Regel bei 4 bis 6 Metern. Die Balken-Konstruktion der Gebäude verlangte eine kompetente und solide Zimmermannsarbeit. Die Gebäude waren meist einschiffig, mit einem bis zum Dach offenen Mittelteil mit Herdraum. Nicht selten waren die Häuser Wohn-/Stallhäuser in denen in einem abgetrennten Bereich das Vieh untergebracht war. Das im heutigen Oberfränkischen so bezeichnete Ernhaus war so ein traufseitig erschlossenes Wohnstallhaus mit Eingang an der Längsseite, der in den Ern (den zentralen Flur mit Herd) führte.

Das Grubenhaus war einfacher angelegt. Es wurde eine rechteckige oder ovale Grube ausgehoben, im Durchmesser drei bis vier Meter. Mit einem bis zum Boden reichenden Dach versehen, mag es wie eine zeltartige Hütte ausgesehen haben.

mittelalterliches germanisches Dorf, Rekonstruktion aus Fritzlar-Geismar.

Mehrere solcher Hofanlagen bildeten den Weiler oder das Dorf. Daran anschließend lagen die Gärten, Wiesen und Felder, je nach Gegend auch Weinberge. Die Namen der Dörfer endeten vielfach auf „-weiler“, „-rode“ und insbesondere auf Formen von „-heim“ oftmals umgeformt zu „-um“ (Beispiele: Gerresheim, Blankenheim, Latum = Latenheim, Ossum = Ochsenheim).

Die Landwirtschaft bildete für die Franken die wichtigste Existenzgrundlage. Auch wenn (oder weil) der Bauer die Regel war, so gab es dafür kein spezielles Wort. Jeder auf dem Lande lebende Franke war ein Bauer. In Übersetzungen taucht die Bezeichnung „Ackerer“ oder „Ackermann“ auf. Das Wort Bauer – im Sinne von „das Land bebauen“ – entstand erst in der frühen Neuzeit.

Wegen der Vergänglichkeit der Materialien fand die Archäologie kaum Gerätschaften aus Holz oder Knochen, allerdings vereinzelt eiserne Pflugscharen, Sicheln, Sensen, Spaten- und Sägeblätter sowie Winzermesser. Ab dem 6. Jahrhundert war die Töpferscheibe üblich, davor fertigte man Tonwaren „von Hand“.Von besonderer Bedeutung war die Viehzucht. Rinder und Ziegen waren kleinwüchsig und von geringem Gewicht. Auch die Pferde waren mit einer Widerristhöhe von 140 cm von gedrungener Gestalt und wurden, neben Ochsen, auch zur Feld- und Waldarbeit herangezogen. Zur Fleischversorgung hielt man insbesondere Schweine, aber auch Geflügel (Hühner, Gänse).

Man geht heute von Schweineherden in der Größenordnung von 25 bis 50 Tieren aus, bei Rindern waren die Herden kleiner. Viehdiebstähle wurden streng geahndet. Die Lex Salica sah abgestufte Strafen für Viehdiebstähle vor. In den Volksrechten wird der Schweinehirt vor den Rinder-, Schaf- und Ziegenhirten hervorgehoben, etwa durch ein höheres Wergeld (Bußgeld für Totschlag).

Teichgeflügel und Hühner hielt man auch wegen der Eier. Die Bienenhaltung war ein wichtiger Zweig der Landwirtschaft, da Honig im Prinzip das einzige Mittel zum Süßen von Speisen und Getränken darstellte (eingehegte Bienenkörbe zählten zum Hausfriedensbereich). Das Pferd war Arbeits- und Reittier; eine Pferdeherde bestand aus dem Hengst mit bis zu 12 Stuten und Fohlen.

Auch der Fischfang mit Netz und Reuse hatte eine gewisse Bedeutung. An Getreide wurden die Vorläufersorten der heutigen Weizen- und Gerstenarten angebaut, in geringerem Maße auch Roggen und Hafer. Flachs diente zur Leinenherstellung und zur Ölgewinnung. Von den Römern kannten die Franken den Weinanbau. Im rechtsrheinischen Raum des Frankenlandes hielten sich die vorgenannten Strukturen bis in die Karolingerzeit. Im linksrheinischen Gebiet des heutigen Deutschland waren viele römische Siedlungen und Kastelle durch Frankenangriffe geplündert und zerstört und wurden nicht wieder besiedelt. Lediglich die großen Städte wie Köln, Trier, Koblenz oder Mainz waren durchgängig von der Römerzeit über die Frankenzeit bis in die Neuzeit bewohnt. Kastelle wie Gelduba wurden dem Erdboden gleichgemacht oder verfielen. Das gilt auch für die ehemals blühende Römerstadt Xanten (Colonia Ulpia Traiana). In der einige hundert Meter südlich errichteten neuen Stadt findet man reichlich als Baumaterial verwendete Mauersteine der alten Römersiedlung.

Anders war die Situation in den (gallorömischen) Städten – soweit sie nicht von den vor den Franken flüchtenden Bewohnern verlassen waren. Im heute französischen Teil des Frankenreiches fanden die Franken mit Mauern umgebene Städte und Häuser in Steinbauweise vor. Etliche Franken, insbesondere jene von höherem Stand, ließen sich dort nieder oder heirateten in städtische Familien ein.

Eine Unterscheidung der Siedlungsstrukturen, Bauweisen, der Bestattungsformen oder der Bräuche von Saliern, Rhein- und Moselfranken ist – für die frühe Frankenzeit – weder durch schriftliche Quellen belegt noch durch archäologische Befunde möglich.

Von den Merowingern zu den Karolingern – die Trennung des Volkes

Der Konzentrationsvorgang im politischen Bereich, der schließlich unter Chlodwig I. zur Einigung der Salfranken mit den Rheinfranken führte, hatte das gemeinsame Volksbewusstsein aller in den Grenzen des Reiches lebenden Franken gefördert. Dies äußerte sich in den niedergeschriebenen Volksrechten, der Lex Salica und der Lex Ripuaria, in denen die Mitglieder des fränkischen Volkes gegenüber anderen Stämmen und Ethnien abgegrenzt werden. Die Entwicklung von Teilstämmen über den Großstamm bis zur Volksbildung war spätestens mit der Vereinigung von Salfranken und Rheinfranken im Reich abgeschlossen. Danach setzte aber bereits ein Prozess ein, der im 9. Jahrhundert zur sprachlichen Trennung des Volkes führen sollte.

Die durch den Übertritt Chlodwigs I. zum (katholischen) Christentum vollzogene religiöse Annäherung an die ebenfalls katholische gallorömische Bevölkerung und die gesetzliche Toleranz gegenüber Heiraten zwischen den Ethnien, hatte den Grundstein für eine kulturelle, aber auch (beim Großteil der Salfranken) sprachliche Verschmelzung mit der unterworfenen Bevölkerung gelegt. Die im heutigen deutsch-niederländischen Sprachraum siedelnden Franken hingegen assimilierten die unterworfene Bevölkerung sprachlich und kulturell.

Unter den Merowingern kam es in der Folgezeit immer wieder zu internen Machtkämpfen und mehrmals zu Reichsteilungen. Sie verloren im Laufe des 7. Jahrhunderts an Macht und gerieten unter den Einfluss der immer einflussreicheren Hausmeier, die Zug um Zug die Regierungsgewalt übernahmen. Bedeutung erlangte noch einmal der Merowinger Dagobert I. (629-639), der zunächst als Herrscher in Austrasien und anschließend im Gesamtreich herrschte. Danach waren die Pippiniden bzw. die frühen Karolinger faktisch die Herrscher im Reich, wenngleich die Merowinger weiterhin bis Mitte des 8. Jahrhunderts die Könige stellten. Der bedeutendste frühe Karolinger war Karl Martell (ein unehelicher Sohn des Hausmeiers Pippin des Mittleren), der die Alamannen und Thüringer der Herrschaft der Hausmeier unterwarf und Bayern in Abhängigkeit zum Frankenreich brachte. Im Jahre 732 besiegte sein Heer die Araber und hinderte sie an einem weiteren Vordringen nach Mitteleuropa.

Unter den Söhnen Karl Martells wurde der letzte merowingische Schattenkönig Childerich III. abgesetzt; Karl Martells Sohn Karlmann ging in ein Kloster, dessen Bruder Pippin wurde im Jahre 751 zum König der Franken gewählt. Nach Pippins Tod erfolgte eine Reichsteilung unter seinen Söhnen Karl und Karlmann – letzterer starb aber vor dem Ausbruch von Streitigkeiten und somit konnte Karl der Große die Macht im Frankenreich übernehmen. Unter Karl dem Großen, der im Dezember des Jahres 800 zum Kaiser gekrönt wurde und somit das westliche Kaisertum erneuerte, erreichte das Frankenreich seine größte Ausdehnung. Karl gliederte die Sachsen nach den brutal geführten Sachsenkriegen seinem Reiche ein und dehnte die Grenzen bis in die slawischen Gebiete und bis nach Nordspanien aus. Das Frankenreich war längst kein „Land der Franken“ mehr, sondern ein Vielvölkerreich und umfasste den Kernraum der westlichen Christenheit.

Der Trennungsprozess des Frankenvolkes wurde endgültig deutlich bei der Bündnisbesiegelung zwischen den Enkeln Karls des Großen, dem westfränkischen König Karl dem Kahlen und dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen gegen ihren Mitbruder Lothar. Die dabei am 14. Februar 842 gesprochenen Straßburger Eide wurden in zwei unterschiedlichen Volkssprachen geleistet, weil die jeweiligen Gefolgsleute die Sprache der anderen Seite nicht (mehr) verstanden. Die Teilung war endgültig besiegelt im Vertrag von Verdun im Jahre 843.

Die unter Chlodwig I. erstmals vereinten Teilstämme waren fortan sprachlich getrennt und in spätkarolingischer Zeit entstanden schließlich mit West- und Ostfranken zwei getrennte Reiche. Der Begriff des „Volkes der Franken“ trat immer mehr zurück. Im Westen dominierte fortan die neue, durch Verschmelzung entstandene galloromanische (altfranzösische) Sprache, im Osten hatten die Fränkischen Mundarten Bestand. Ein Großteil der Salfranken verschmolz im Volk der Franzosen und Wallonen. Die in den heutigen Niederlanden und der Region Flandern sowie am Niederrhein verbliebenen Salfranken sowie die Mosel- und Rheinfranken gingen später in den Völkern der Deutschen, Niederländer, Lothringer, Luxemburger und Flamen auf.

Chronologie bis Chlodwig I.

(Von der ersten Erwähnung bis zur Vereinigung der Teilvölker unter Chlodwig I.; Auszug):

  • 257/259 finden Raubzüge germanischer Gruppen gegen die Römer statt, die in späteren Quellen als Franken bezeichnet werden
  • 275/76 stoßen (proto)-fränkische Stämme vom rechten Rheinufer wiederholt in römische Gebiete vor
  • 288/89 unterwirft sich der Heerführer Gennobaudes dem römischen Kaiser Maximian, der dafür Gennobaudes als Kleinkönig bestätigt
  • 291 erste überlieferte Erwähnung des Namens der „Franken“ – die Namen der Stämme bleiben aber in Gebrauch
  • 294 Franken dringen in die „Batavia“ vor, werden dort von Constantius Chlorus als Laeten angesiedelt
  • 306/307 Einbruch fränkischer Gruppen in Gallien. Es folgen römische Strafaktionen gegen die Brukterer; die fränkischen Anführer werden in Trier den Raubtieren vorgeworfen.
  • 313 bis 341 Einfälle von Franken in linksrheinisches Gebiet. Trier und Köln werden wiederholt angegriffen
  • 352 Zusammenbruch der römischen Rheinlinie, Rheinfranken setzen sich linksrheinisch fest
  • 356 bis 387 Kämpfe zwischen Römern und Franken mit wechselnden Erfolgen
  • 388 unter den römischen Kaisern Valentinian I. und Gratian erlangen fränkische Heerführer militärische Spitzenpositionen. im Kampf gegen die Alamannen
  • 388 bis 400 ständige Unruhen am Rhein, u. a. unter dem fränkischen Anführern Marcomer, Gennobaudes und Sunno. Aus Sicherheitsgründen Verlegung der römisch-gallischen Präfektur von Trier nach Arles
  • 413 bis 435 Franken greifen wiederholt Trier an; 435 fällt die Stadt in die Hand der Franken
  • 446 Chlodio, Anführer der Salfranken, durchquert den Kohlenwald und erobert das Land bis zur Somme
  • 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern kämpfen Franken auf Seiten der Römer wie auf Seiten des Hunnenkönigs Attila.
  • 455 bis 460 Merowech, Namensgeber für das Geschlecht der Merowinger, regiert bei den Salfranken.
  • um 459 Köln fällt endgültig in die Hand der Franken und wird Residenz der rheinfränkischen Könige.
  • 463 und folgende Jahre: der Merowinger Childerich I., König der Salfranken, dringt bis Paris vor; wiederholte Kampfhandlungen im Loiregebiet.
  • 483 in Köln regiert der rheinfränkische Kleinkönig Sigibert
  • 486/87 Chlodwig I. (Sohn Childerichs) besiegt den Römer Syagrius und beseitigt damit die letzte römische Bastion in Gallien.
  • 496/97 in der Schlacht von Zülpich kämpfen der rheinfränkische König Sigibert und der salfränkische Merowinger Chlodwig I. gemeinsam gegen die Alamannen. Nach dem Sieg tritt Chlodwig zum Christentum über.
  • 509 Der salfränkische König Chlodwig I. stiftet Sigiberts Sohn Chloderich zu einem Attentat auf seinen Vater an. Anschließend beseitigt Chlodwig auch Chloderich. 509 Chlodwig I. wird von den Rheinfranken zum König erkürt; Vereinigung von Rheinfranken und Salfranken.
  • 511: Tod Chlodwigs und Reichsteilung

Bezeichnung der Franken

Historisch gesehen gibt es eine Gleichsetzung der Begriffe „Salier“ und „Salfranken“ einerseits sowie der Begriffe „Rheinfranken“ und „Ripuarier“ andererseits. Die frühen „Salier“ sind allerdings abzugrenzen vom Geschlecht der Herzöge von Lothringen und Oberfranken des 11./12. Jahrhunderts, die sich ebenfalls „Salier“ nannten.

Auch die Gleichsetzung von „Rheinfranken“ und „Ripuariern“ ist heute nur bedingt gerechtfertigt. „Rheinfranken“ waren alle Franken, die vom Mittelrhein mit Schwerpunkt Köln sich nach Süden, Südosten und Südwesten ausgebreitet haben, mit der Untergruppe der „Moselfranken“. Ab dem 6. Jahrhundert nannte man die Rheinfranken auch „Ripuarier“ (Uferbewohner). Unter Mundartgesichtspunkten werden heute als „Ripuarisch“ aber nur die rheinübergreifenden Dialekte im Süd-West-Bergischen über Köln bis Aachen bezeichnet; davon abzugrenzen sind Moselfränkisch an der Mosel und Rheinfränkisch im Rhein-Main-Gebiet sowie die niederfränkischen Dialekte am (deutschen) Niederrhein, in den Niederlanden und Belgien, die sich vom Salfränkischen ableiten, entsprechend dem vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) herausgegebenen Rheinischen Fächer.

Zahlreiche Dialekte des hoch- und niederdeutschen Sprachraumes im heutigen Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden – aber auch Afrikaans und andere Auswandererdialekte – werden zu den fränkischen Mundarten gerechnet.

Mit der Ausbreitung des Fränkischen Reiches wanderte der Name der Franken mit ihren Gaufürsten auch in Gebiete, die ursprünglich von anderen Stämmen bewohnt waren. Heute bezeichnen sich die Bewohner der Region Franken im Norden des Freistaates Bayern sowie die mainfränkisch sprechenden Einwohner Südthüringens und nördliche Teile Baden-Württembergs als „Franken“. Wieweit deren Dialekte vom „Altfränkischen“ beeinflusst wurden, ist historisch nicht belegt. Im „Rheinischen Fächer“ werden diese Mundarten nicht berücksichtigt. Die heutige Region Franken war ursprünglich eher alemannisch geprägt und gelangte erst im Verlauf des 6. Jahrhunderts unter fränkische Herrschaft. Archäologisch ist allerdings vor allem im späten 6. und im 7. Jahrhundert eine starke Frankisierung der Region festzustellen.

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